ORF-Sendung auf Spurensuche nach St. Pöltner Bischof Memelauer
Eine Dokumentation über den St. Pöltner Bischof und NS-Gegner Michael Memelauer (1874-1961) steht am 1. Dezember im Mittelpunkt der ORF-Religionsreihe "kreuz und quer". Grundlage der Doku sind die umfangreichen Recherchen und Forschungen, die für die Spielfilmproduktion "Das Land, der Bischof und das Böse" der österreichischen Filmemacherin und Historikerin Anita Lackenberger in den letzten zwei Jahren erfolgten. Der 1961 verstorbene St. Pöltner Oberhirte hatte während der Nazi-Herrschaft als einziger österreichischer Bischof vor dem NS-Euthanasieprogramm gewarnt.
Der aus dem niederösterreichischen Mostviertel stammende Michael Memelauer war zunächst Dompfarrer und ab 1927 Bischof der Diözese St. Pölten. 1938 begann sein zäher Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Am 31. Dezember 1941 hielt Memelauer eine Silvesterpredigt, in der er sich deutlich von der nationalsozialistischen Euthanasiepolitik distanzierte: "Vor unserem Herrgott gibt es kein unwertes Leben". Der bis dahin vergessene Predigttext wurde 2016 vom St. Pöltner Diözesanarchiv neu herausgegeben. Memelauer erinnerte 1941, mitten im Zweiten Weltkrieg, in seiner Silvesterpredigt an das christliche Grundgebot "Du sollst nicht töten". Dieses sei "das gewaltigste, die Menschheit auf der ganzen Welt schützenden Gottesgesetz", so der Bischof.
Schon 1938 vor der Volksabstimmung, mit der nachträglich der "Anschluss" Österreichs an Hitlerdeutschland legitimiert werden sollte, hatte Memelauer Distanz zum neuen Regime erkennen lassen: Beim Abdruck der "Ja"-Empfehlung der Bischofskonferenz im St. Pöltner Diözesanblatt ließ er die Einleitungsworte "aus innerster Überzeugung und mit freiem Willen" weg - woraufhin der Text später noch einmal abgedruckt werden musste. Ab 1952 wurde der spätere Kardinal Franz König dem gesundheitlich angeschlagenen Bischof zur Seite gestellt und von diesem geprägt.
"Kreuz und quer" bietet am 1. Dezember um 22.35 Uhr auf ORF2 einen Vorgeschmack auf den zwischen Jänner und Oktober 2020 entstandenen Spielfilm von Anita Lackenberger, der laut deren Aussage eine "Botschaft gegen das Vergessen" sein soll. Ihr Streifen zeichnet die Lebensstationen des St. Pöltner Langzeit-Bischofs nach, zeigt neben St. Pölten auch seinen Geburtsort Sindelburg im Bezirk Amstetten sowie das Stiftsgymnasium in Seitenstetten. Dargestellt wird Memelauer bei der Silvesterpredigt von Schauspieler Johannes Seilern. Wegen des Lockdowns wurde der für November geplante Filmstart von "Das Land, der Bischof und das Böse" auf das kommende Frühjahr verschoben.
Quelle: kathpress