Scheuer nennt Josef als Vorbild der Fürsorge
So wie Josef, der "Nährvater Jesu", Maria nicht im Stich gelassen hat, sollen auch wir Menschen nicht im Stich lassen. Dazu hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer in seiner Predigt am Festtag der Heiligen Familie aufgefordert. Josef, dem zu Ehren Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben "Patris corde" ein Jahr ausgerufen hat, das bis zum 8. Dezember 2021 dauert, habe nach dem Zeugnis der Evangelien Maria und Jesus einen Schutzraum in der Bedrohung und Verfolgung geboten, als in der Herberge kein Platz für die Hochschwangere war und als die Flucht nach Ägypten geboten schien. Die Botschaft der Bibel "mutet uns zu, dass wir einander aufgetragen sind, einander Patron sind, füreinander sorgen", wies Scheuer hin.
Einander "Hüter und Hirten" zu sind sei nicht in einem schwärmerischen Sinn zu verstehen, "dass wir einfach die Millionen zu umschlingen hätten", und auch nicht derart, "dass wir für alles und für alle zuständig sind", stellte der Bischof klar. "Wer sich aber für keinen verantwortlich fühlt, wer für niemand Sorge trägt, der geht am Evangelium vorbei, bei dem ist etwas faul." Eine "Mindest-Utopie" müsse man verwirklichen, verwies Scheuer auf einen "Ausdruck, der verdiente, in unser Vokabular aufgenommen zu werden, nicht als Besitz, sondern als Stachel".
Es gebe hierzulande Gott sei Dank viele Menschen, die auf Menschen in Not schauen und für andere da sind - seien es Menschen mit Suchtproblemen, Wohnungs- oder Arbeitslose, Menschen mit Behinderung oder Pflegebedürftigkeit, sterbende und trauernde Menschen und deren Angehörige. Der Linzer Bischof wies auf "generative Menschen" als entscheidend für gedeihliches Zusammenleben auch kommender Generationen hin - auf Menschen, "die nicht nur an sich selbst und der eigenen Autonomie in erster Linie interessiert sind", sondern die "selbst auf festem Grund stehen, Vertrauen vermitteln und Freude am Blühen anderer haben".
Keine Generation fange beim Nullpunkt an und jede Generation gebe an die nächstfolgende etwas weiter, so Scheuer. "Was hinterlässt die gegenwärtige Generation der zukünftigen: einen Schuldenberg, verbrannte Erde, einen Scherbenhaufen?" Der Bischof erinnerte dazu an ein hoffnungsvolles Wort der Lyrikerin Hilde Domin: "Fürchte dich nicht / es blüht / hinter uns her."
Quelle: kathpress