Lackner: "Verstehen ohne Anstrengung" widerspricht dem Glauben
Der christliche Glaube widerspricht dem heute vorherrschenden "vordergründigen Absolutismus". Diesen hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner beim Gottesdienst anlässlich der Mozartwoche im Dom mit folgenden Worten gekennzeichnet: "Wir wollen verstehen, aber schnell und ohne Anstrengung muss es gehen. Unbekanntes ehe baldigst und endgültig abhaken! Es darf nichts offen bleiben." Demgegenüber gab Lackner am von der Weltkirche gefeierten Bibelsonntag zu bedenken, dass auf dem irdischen Pilgerweg das Verstehen immer mit Nichtverstehen verbunden sei. "Die Sache Gottes ist anders nicht zu haben."
Auch über Maria, die Mutter Jesu, werde in der Bibel berichtet, dass die bei der Verkündigung der wundersamen Geburt überlegte, "was der Gruß (des Engels, Anm.) bedeuten solle". Danach hieß es, "sie bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach". Auch dass der zwölfjährige Jesus ohne Eltern in Jerusalem zurückblieb und den Schriftgelehrten zuhörte, habe bei Josef und Maria Verständnislosigkeit ausgelöst, erinnerte Lackner. Er erwähnte als Beispiel für die Anforderungen, vor die der Glaube stellt, auch den Vater, der Jesus für seinen stummen Sohn um Heilung bittet. Dieser sagt laut der Bibel: "Alles kann, wer glaubt." Der Vater darauf: "Ich glaube, hilf meinem Unglauben!"
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz erzählte in seiner Predigt auch davon, dass auch bei ihm selbst der Glaube auch wesentlicher Anstoß zum Nachdenken über grundlegende Fragen führte. Literaturnobelpreisträger Peter Handke habe von einem "Reinigungsmoment sondergleichen" durch die Teilnahme an der Messfeier gesprochen, und die Worte der Heiligen Schrift hätten ihn zwar weiterhin an Gott zweifeln, aber "an den Gottesdienst glauben" lassen.
"Offen für die Überraschung Gottes"
Dem menschlichen Tun, Denken und Glauben haftet nach den Worten Lackners immer ein Mangel an - "oder um es positiv zu sagen: Es bleibt etwas offen auf endgültige Erfüllung - offen für die Überraschung Gottes". Wie Maria seien Gläubige gerufen "zu hören, Bedeutung zu überlegen, alles in unseren Herzen nachdenkend zu erwägen".
Zum Beginn der Mozartwoche in Salzburg sagte Lackner, Mozarts Musik bringe "den Kosmos zum Klingen". Das kam auch in dem von den ORF-Regionalradios sowie von ORF III übertragenen Sonntagsgottesdienst zum Ausdruck, in dem Auszüge aus der "Krönungsmesse" zu hören waren. Es musizierten Instrumentalisten der Dommusik unter der Leitung von Domkapellmeister Janos Czifra; an der Orgel spielte Domorganist Heribert Metzger, als Solisten fungierten Simone Vierlinger (Sopran), Bernadette Furch (Alt), Virgil Hartinger (Tenor) und Christoph Schöffmann (Bass).
Quelle: kathpress