Priesterausbildungs-Debatte: Seminare bleiben zentral für Ausbildung
In der laufenden Debatte über die Zukunft der Priesterausbildung haben sich nun auch österreichische Ausbilder und Regenten zu Wort gemeldet und auf die zentrale Bedeutung der bestehenden Priesterseminare im Gesamtkonzept der Ausbildung hingewiesen. Anlass für die Wortmeldung bot ein viel diskutierter Beitrag des Innsbrucker Pastoraltheologen Christian Bauer für das Portal katholisch.de, in dem er u.a. eine stärkere Öffnung der Priesterausbildung mit Verweis auf einen "verhängnisvollen klerikalen Korpsgeist" in den Priesterseminaren forderte. Dagegen betonte der Regens der Priesterseminare der Diözesen Graz-Seckau und Gurk, Thorsten Schreiber, in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress, dass "die Welt schon längst im Seminar angekommen" ist.
Aktuell gebe es in Österreich 137 Seminaristen in Ausbildung, die es individuell zu begleiten gelte, so Schreiber. Das Entscheidende dabei sei, "dass Auszubildende und Ausbildungsleiter den Alltag miteinander teilen". Insofern seien die Seminare schon jetzt das, was Bauer letztlich fordere, nämlich "Wohngemeinschaften mitten in der Gesellschaft" - und keineswegs eine eigene, von Bauer als "selbstreferentielle 'Ekklesiosphäre'" bezeichnete Sonderwelt, meinte Schreiber. Die Ausbildung zum Priester sei darüber hinaus ein "Beziehungsgeschehen zwischen den Ausbildern und den Seminaristen wie auch der Seminaristen untereinander" - und die Seminare würden hier immer noch die beste Umgebung bieten, um diesem "Beziehungsgeschehen" die optimalen Bedingungen zu bieten.
Einspruch äußerte gegenüber Kathpress auch der Regens des Wiener, St. Pöltner und Eisenstädter Priesterseminars, die in Form einer Hausgemeinschaft in Wien existieren, Richard Tatzreiter: "Ich lade Prof. Bauer herzlich ein, seinen pastoraltheologischen Schreibtisch, an dem dieser Artikel entstanden ist, zu verlassen, um uns in der weiten, bunten Landschaft aufzusuchen, in der Priesterausbildung heute tatsächlich verortet ist: Es wäre eine Begegnung mit unserer österreichischen Realität, durch die öffentlich gepflegte Vorurteile und berechtigte Desiderate gewiss besser voneinander unterschieden würden", so Tatzreiter wörtlich.
Auf gemischte Gefühle traf der Beitrag Bauers u.a. auch bei den Seminaristen selbst: So äußerten sich in einer Stellungnahme Seminaristen aus Graz und Klagenfurt positiv über ihre Ausbildung und die Rolle der Seminare dabei. "Das Priesterseminar ist räumlich nichts anderes als eine Wohngemeinschaft mit Kapelle. Jeder hat sein Zimmer und es gibt Gemeinschaftsräume, wie in jedem Studentenheim", so Seminarist Lukas Krobath. "Ich fühle mich daher auch nicht, wie behauptet, isoliert." Kein Verständnis für die Kritik an den Seminaren zeigte auch Seminarist André Straubinger: "Ob dezentrale Wohngemeinschaft in der Stadt oder eine Wohngemeinschaft im Priesterseminar: die soziale Blase bleibt die gleiche, die zu durchbrechen Aufgabe des 'Theologie lernenden Individuums' sei, was - dort wie da - gleich gut oder gleich schlecht gehen kann."
Quelle: kathpress