Glettler zum "Jahr der Familie": Wahrnehmen und wertschätzen
Das mit dem Josefitag am 19. März beginnende "Jahr der Familie" soll ein "Jahr der dankbaren Wahrnehmung sein für alles, was Familien leisten". Wie der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler, in der Österreichischen Bischofskonferenz Referatsbischof für Ehe und Familie, am Freitag darlegte, erhofft sich die Kirche von diesem Jahr auch eine neue Wertschätzung von Familien in der Gesellschaft und gibt dazu selbst Anstöße im Rückblick auf das vor fünf Jahren erschienene nachsynodale Papstschreiben "Amoris laetitia". In die immer noch alles andere als entspannten Lage in Zeiten der Corona-Pandemie kommt laut Glettler nun ein "weltkirchlicher Impuls, von dem wir auch in Österreich gut profitieren können". Die Einladung zum "Jahr der Familie" gehe dabei weit über den kirchlichen Kreis hinaus.
Die Grundlage für den das Jahr einbegleitenden Text des Innsbrucker Bischofs bilde die Presse-Erklärung der österreichischen Bischöfe nach ihrer Frühjahrs-Vollversammlung vom 12. März 2021, wie Glettler hinwies. Im Auftrag des Familienbischofs wurde am Freitag auch die Website www.jahrderfamilie.at freigeschaltet, die aktuelle Informationen und Angebote aus allen Diözesen zum Jahr der Familie bündelt.
Familie bewährt sich in Krise
Glettler ging in seinem Text auf die aktuellen enormen Belastungen für die so "systemrelevanten" Familien und gerade auch für Alleinerziehende ein: Im anstrengenden Jahr der Corona-Pandemie habe sich "gezeigt, was Familien - dabei vor allem die Frauen - zu leisten imstande waren". Der Bischof schrieb von "Schutzraum und Umschlagplatz für alles, was Jung und Alt als Ohnmacht und Überforderung erlebten", von Zusammenhalt und gleichzeitiger Überfrachtung mit Arbeit - durch Homeoffice, Kinderbetreuung, Homeschooling, Pflegeerfordernisse. Zusammen mit allen anderen Bischöfen Österreichs danke er allen Familien und familiären Gemeinschaften, "die eine Mammutaufgabe für den gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten", so Glettler.
Der Bischof würdigte auch die immer schon geleisteten Aufgaben der Familien als "unersetzliche Start-Ups in Gesellschaft und Kirche". Als primäre Sozialisationsinstanzen seien Familien für Kinder ein Lernort für eine erste soziale Orientierung, wo die Basis für Selbstbewusstsein und Urvertrauen gelegt werde, für Beziehungsfähigkeit und Wertehaltungen wie Zusammenhalt, Verlässlichkeit, Streitkultur und Toleranz. Familien seien ebenso die ersten und prägenden Orte des Glaubens - auch wenn "vieles weggebrochen" sei, was noch vor ein, zwei Generationen ganz selbstverständlich zum Glaubensleben und -wissen gehört habe.
Es gibt nicht nur die "heile Familie"
Freilich gebe es keine nur "heile Familie", räumte Glettler ein. Familien seien auch "Orte des Nicht-Perfekten, des Ausprobierens, Orte des Gelingens und der vielen Niederlagen". Häusliche Gewalt, unter der vor allem Frauen und Kinder litten, ist nach den Worten des Bischofs gerade in der Krisenzeit wieder stärker Thema geworden.
Dennoch bleibe Familie - ob in der "klassischen Form", in den vielen Patchwork-Konstellationen oder anderen Ausprägungen - ein "Ort der Sehnsucht", wie Glettler weiter festhielt. Für junge Leute habe eine stabile, dauerhafte Beziehung und die Gründung einer Familie nach wie vor einen ganz hohen Wert. Das nehme auch die Politik in die Pflicht, betonte Glettler: "Wir brauchen für die Anliegen der Familien ein gezieltes Lobbying!"
In diesem Jahr werde es seitens der Kirche auf der Basis von "Amoris laetitia" viele Impulse geben, "die zu Schritten der Versöhnung, zum Aufbruch und Neubeginn ermutigen", so Glettler. Besonderes Augenmerk gelte auch jenen Familien, die durch Scheidung zerrissen wurden oder mit anderen Belastungen zu kämpfen haben. "Konkrete Solidarität, eine familienfreundliche Pastoral und nicht zuletzt ein ehrliches, herzhaftes Beten können den Boden für viele kleine Wunder positiver Veränderungen bereiten", ist sich der Bischof sicher. Dazu lade er ein, im "Jahr der Familie" die "Schatztruhe von 'Amoris laetitia' nochmals oder erstmals zu öffnen". Glettler würdigte dazu die vielen Impulse und wegweisenden Erfahrungen, die dieses grundlegende Schreiben enthalte.
Portal gibt Übersicht über Jahr in Österreich
Als Begleiter der Familien durch das "Jahr der Familie" versteht sich die Website www.jahrderfamilie.at, auf der in den kommenden Tagen und Wochen familienpastorale Angebote aus den österreichischen Diözesen sowie aus kirchlichen Bewegungen und Verbänden sichtbar gemacht werden sollen. Die vom Institut für Ehe und Familie (IEF) im Auftrag der Bischofskonferenz erstellte Seite bietet einen Überblick über die Videos, mit denen Papst Franziskus regelmäßig die einzelnen Kapitel von "Amoris laetitia" erklärt, und wird im Monatsabstand auch Impulse aus der Weltkirche und aus Österreich liefern.
Zu Wort kommen dabei Familien selbst, wenn etwa Paare in Kurzvideos aus ihrem Alltag erzählen. Um das Sakrament der Ehe als Geschenk neu entdecken und die Bedeutung wahrer Lieber bewusster werden zu lassen, sollen im Lauf des Jahres "zwölf Wege" beschritten werden, wobei es thematisch u.a. um Familienleben, Krisen, Hauskirche, Lebensalter sowie auch Glaubensweitergabe gehen wird. Die Informationen und Beiträge werden auch über die sozialen Medien auf Facebook und Instagram verbreitet.
Quelle: Kathpress