Linzer Mahnwache: "Europa, wo sind deine Menschenrechte?"
Enttäuschung von der europäischen und österreichischen Politik für ihren Umgang mit Flüchtlingen haben Teilnehmer an der Mahnwache des bereits neunten Protestcamps "Wochenende für Moria" auf dem Linzer Domplatz kundgetan. "Europa, wo sind deine Menschenrechte?", fragte die junge Poetry-Slammerin Lisa Paulsen am Samstag bei der diesmal von der Katholischen Jugend (KJ) Oberösterreich organisierten Veranstaltung.
Paulsen verglich Europa mit einem widerspenstigen Schüler, der die Bedeutung von Menschlichkeit und Demokratie vergessen hat. Ihr Fazit: "Europa, es tut mir leid, du musst das Schuljahr leider wiederholen." Ähnlich Sylvia Pumberger von Amnesty International, die die Menschenrechte als "Fundament" bezeichnete, auf welches sich die europäische Politik besinnen und "international menschenrechtskonforme Lösungen" finden müsse. "Die sichtbare Menschenverachtung an unseren Grenzen ist nicht das, wofür die EU und die Menschen, die in der EU leben, stehen!", kritisierte sie.
Um politische "Entscheidungen mit Herz" bat bei der Mahnwache Somaia Husseini, eine afghanische Frau, die selbst flüchten musste. Die Menschen in den Lagern bräuchten eine "neue Chance".
Mit einem Verweis auf die österreichische Geschichte beschloss der Musiker, Kabarettist und Schriftsteller Rudolf Habringer die Veranstaltung: "Österreich ist heute eine bunte Mischung aus verschiedenen Herkunftsgeschichten. Und das ist gut so. Immer, wenn ich durch unser Land fahre, denke ich: Diese schwierigen und oftmals leidvollen Geschichten von Vertreibung, Flucht und Neubeginn müssten doch in den Familien aufbewahrt und als Erinnerungen weitererzählt worden sein! Warum gibt es dann für die Flüchtenden von heute so wenig Mitgefühl und Verständnis?"
Die KJ Oberösterreich bezeichnete es als Ziel, schutzsuchenden Jugendlichen eine Zukunftsperspektive zu vermitteln. Mit der Organisation des Protestcamps wolle man zur Menschlichkeit aufrütteln und mit der Politik in Dialog treten. "Jede und jeder Jugendliche hat die gleichen Zukunftschancen verdient, egal wo sie oder er geboren ist", erklärte die ehrenamtliche Vorsitzende Sarah Neunhäuserer.
Als Zeichen gelebter Solidarität übernachteten dieses Wochenende erneut über 20 Menschen in der Kälte, um auf die politische Kälte in Europa aufmerksam zu machen. Gemeinsam fordern sie die Aufnahme von geflüchteten Menschen aus den Flüchtlingslagern in Griechenland und Bosnien. Fortgesetzt sollen die "Wochenenden für Moria" in Linz so lange, bis sich der Kurs der österreichischen Flüchtlingspolitik hin zu mehr Menschenwürde bewegt, teilten die Veranstalter mit. Organisatorin der Mahnwache am kommenden Wochenende - erneut am Domplatz - ist die Caritas.
Quelle: Kathpress