Linz: "Protestjubiläum" bei zehntem "Wochenende für Moria"
Große Beharrlichkeit zeichnet die Veranstalter der Protestcamps auf dem Linzer Domplatz aus: "Wir hören nicht auf, die Einhaltung von Menschenrechten einzufordern, vor denen die Politik immer noch die Augen verschließt", erklärte der Direktor der Caritas Oberösterreich, Franz Kehrer, zum bereits zehnten "Wochenende für Moria". Das "Jubiläumscamp" von Menschen, die sich nicht mit der harten Flüchtlingspolitik der Bundesregierung abfinden wollen, wurde von der Caritas organisiert. Direktor Kehrer war einer jener Kälteresistenten, die als Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen in Griechenland und Bosnien die Nacht im Zelt verbrachten.
Der Caritas-Direktor appellierte in einer Caritas-Aussendung am Montag an die Politik in Österreich und auch an die Europäische Union, "ihre Pflichten zu erfüllen" und geflüchteten Menschen eine adäquate Versorgung und Unterbringung zu gewährleisten sowie den Kindern Bildung und Schutz zukommen zu lassen. "Wir fordern die Evakuierung der Lager und die Aufnahme von Flüchtlingen in Österreich, wo wir genug Platz haben." Die Lebensbedingungen in den überfüllten Flüchtlingslagern Moria/Kara Tepe in Griechenland und in Lipa in Bosnien seien katastrophal. Gleichzeitig stehen Flüchtlingsunterkünfte in Österreich leer, wo die Menschen versorgt werden könnten.
"Niemand darf in Geiselhaft genommen werden, um eine Politik der Abschreckung durchzusetzen", zitierte die Caritas auch den Psychologen, Regisseur und Autor Johannes Neuhauser als Teilnehmer beim Protestcamp. Gemeinsam mit seiner Frau, der Schauspielerin Bettina Buchholz, forderte er eine menschliche Asylpolitik und las er aus einem Brief vor, den er von einer Steyrer Kollegin im Winter erhalten habe. Sie betreute im Jänner ehrenamtlich traumatisierte Kinder im Flüchtlingslager auf Lesbos und habe dort Elend und Verzweiflung erlebt. "In den letzten zwei Monaten sind vier Kinder im Meer ertrunken. Deshalb binden sich die Eltern in der Nacht an ihre Kinder", schilderte Neuhauser bei der Mahnwache die unmenschlichen Bedingungen in dem Lager.
Die Aktion "Wochenende für Moria" - #wirhabenplatz findet seit Monaten an vielen Orten Österreichs statt. Die Aktion in Linz wird von der "Plattform Solidarität OÖ" und "Seebrücke Linz und Umgebung" getragen. Jedes Wochenende wird in Kooperation mit einer anderen Organisation gestaltet. Am Samstagabend vernetzten sich die Teilnehmenden des Protestcamps in Linz per Live-Stream mit Aktivisten in anderen Städten Österreichs. Am Sonntag wurde die Mahnwache mit Texten und Gebeten bis 12 Uhr fortgesetzt.
Quelle: kathpress