Fortpflanzung: "aktion leben" warnt vor "Social Egg Freezing"
Die "aktion leben" warnt vor Geschäftemacherei mit Eizellen und der Gesundheitsgefährdung bei deren Entnahme und Wiedereinsetzung. "Social Egg Freezing", also das Einfrieren von Eizellen als Methode, die Familiengründung ohne medizinischen Grund auf ein späteres Lebensalter zu verschieben, berge Risiken, deren sich Frauen bewusst sein sollten, betonte Generalsekretärin Martina Kronthaler im Gespräch mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Donnerstag). Sie verwies auf den "enormen Aufwand mit erheblichen Kosten für Eizellentnahme und Lagerung" sowie auf mögliche gesundheitliche Folgen für Frauen und Kinder. "Die Gewinner sind die Anbieter, die ein gutes Geschäft machen", sagte Kronthaler.
Die Corona-Pandemie habe zu einer verstärkten Bewerbung dieser Methode geführt. Kinderwunschkliniken würden dabei auf all jene Frauen abzielen, die sich Sorgen machen, aufgrund der zahlreichen Lockdowns keinen Partner zu finden und damit auch ihren Kinderwunsch begraben zu müssen, erklärte die "aktion leben"-Vertreterin. In Österreich ist das als Methode seit 2008 bekannte Egg Freezing nur in streng geregelten Ausnahmefällen möglich, beispielsweise wenn sich Frauen etwa aufgrund einer Krebserkrankung einer Strahlen- oder Chemotherapie unterziehen müssen und Eizellen dadurch geschädigt werden.
Junge Eizellen seien zugleich ein "begehrtes Gut in der Fortpflanzungsmedizin" und "kostbar wegen der schwierigen Gewinnung", wies Kronthaler hin. "Es geht ganz sicher ums Geschäft und vielleicht auch darum, Eizellen zu gewinnen." Einen lukrativen Markt dafür gebe es trotz des derzeit in Österreich geltenden Verbotes, Eizellen zu handeln.
Hormonstimulation muss nachhelfen
Beim Egg Freezing werden Eizellen entnommen und in flüssigem Stickstoff tiefgefroren, um sie zu einem späteren Zeitpunkt für eine In-vitro-Fertilisation zu verwenden. Wesentlich seien dabei die Anzahl und die Qualität der verfügbaren Eizellen, am besten von jungen Frauen zwischen 20 und 25 Jahren, erklärte Kronthaler. Da man für die Methode mehr Eizellen benötigt, als bei jungen Frauen auf natürlichem Weg reifen, müssten sie eine Hormonstimulation in Kauf nehmen, die sowohl körperlich wie auch seelisch sehr belastend sein könne. Nicht umsonst gebe es nur wenige freiwillige Spenderinnen, sagte die "aktion leben"-Generalsekretärin.
Der Erfolg einer künstlichen Befruchtung nach Egg Freezing hänge aber nicht nur von der Anzahl und der Qualität der Eizellen ab, sondern auch von Faktoren wie dem Alter der Frauen bei der Schwangerschaft selbst. Mit fortschreitendem Alter mehren sich Komplikationen wie Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck, Thrombosen, Fruchtwasserembolien und Nierenversagen. Dazu komme, dass auch das Verfahren der In-Vitro-Fertilisation selbst ein Risiko sei. "Darüber sollte sorgfältig informiert werden", wünscht sich Kronthaler.
Dazu komme: "Einem hohen Aufwand steht meist ein geringer Nutzen entgegen." Denn die allermeisten tiefgefrorenen Eizellen würden nie verwendet, da Frauen ihre Lebenspläne ändern "und deshalb gar nicht auf die Eizellreserve zurückgreifen", so Kronthaler. Und von den verwendeten tiefgefrorenen Eizellen führe nur ein Drittel zu einer Schwangerschaft.
Kinderkriegen nicht nur als Problem sehen
Die "aktion leben"-Generalsekretärin würde sich - wie sie anmerkte - einen anderen Umgang der Gesellschaft mit dem Thema Fruchtbarkeit wünschen. Kinder zu bekommen und Kinder zu haben, werde viel zu oft als Problem thematisiert und Schwangerschaft als etwas, das zu unterbinden sei. Viel zu selten sei dagegen von den schönen Seiten des Lebens mit Kindern die Rede. Dazu kämen strukturbedingte Hemmnisse wie der Mangel an leistbarem Wohnraum, an Berufs- und Ausbildungsmöglichkeiten mit einem Baby - und auch fehlende Unterstützung durch Männer. Viele Frauen würden sich Kinder gar nicht mehr zutrauen und den Kinderwunsch auf später verschieben, bedauerte Kronthaler: "Junge Paare müssen wieder gerne Eltern sein wollen. Da sind wir als Gesellschaft und die Politik gefragt."
Quelle: kathpress