Slowakei: Don-Bosco-Schwestern im Einsatz für Roma
Von "kleinen Fortschritten und allmählichen ersten positiven Entwicklungen" in der Arbeit mit Roma-Familien in der Ostslowakei berichtet das Don Bosco Magazin in seiner aktuellen Ausgabe. Am Rand der Stadt Nitra sind Ordensfrauen gemeinsam mit jungen Volontärinnen im Einsatz für die benachteiligte Bevölkerungsgruppe, doch es ist viel Engagement und Geduld nötig, um den "Teufelskreis" von Armut, Abhängigkeit von Sozialleistungen und schlechter Bildung zu durchbrechen, wird die Don-Bosco-Schwester Anna Chrkava zitiert. Am Donnerstag wurde im Rahmen des Welt-Roma-Tages international auf das Schicksal der Roma und Sinti aufmerksam gemacht.
Insgesamt leben in der Slowakei - besonders im Osten des Landes - laut Angaben der Ordenszeitschrift eine halbe Million Roma, die damit zehn Prozent der Bevölkerung stellen. Der Politwechsel nach dem Ende des Kommunismus brachte für die ethnische Minderheit neue Probleme mit sich, da zuvor bestehende Schutzgesetze nicht in die neue Gesetzgebung einflossen. Viele Roma lebten derzeit an Stadträndern, isoliert vom Rest der Bevölkerung und in menschenunwürdigen Verhältnissen, heißt es in dem Bericht. "Oft fehlt es am Nötigsten wie Wasser, Strom oder Müllabfuhr."
Diese Situation trifft auch auf die 400 Bewohner der Containersiedlung Orechov Dvor zu, die im Jahr 2005 gut vier Kilometer von Nitra entfernt errichtet wurde. Die bis dahin in der 77.000-Einwohner-Stadt lebenden Mitglieder der Olasski-Roma, die eine Minderheit mit eigener Geschichte, eigenem Dialekt und eigenen Traditionen darstellen, wurden damals "umgesiedelt", da sie für viele andere Stadtbewohner nicht mehr tragbar gewesen seien, informiert der Bericht. Seither scheine sich das Leben für die 56 betroffenen Familien in einer Abwärtsspirale zu bewegen, in materieller Armut, mangelhafter Ernährung und einem schlechten Hygiene- und Gesundheitsstatus. Die meisten lebten von staatlichen Hilfszahlungen, einige wenige handelten mit Kleinwaren.
"Nach wie vor ist es bei den Roma üblich, dass die Kinder früh verheiratet werden - meistens arrangierte Ehen innerhalb der Großfamilien", erklärt Sr. Chrkava. Die Zahl der Schulabbrecher, besonders unter den Mädchen, sei hoch, wobei nur wenige Kinder den Abschluss an der staatlichen Schule erreichten und die paar, die es an weiterführende Schulen schafften, dem großen psychischem Druck durch Vorurteilen und Anfeindungen der Klassenkameraden kaum standhalten könnten. Es fehle auch an Vorbildern in der eigenen Familie in Sachen Schulbildung.
In Orechov Dvor sind seit 2012 Ordensfrauen der Don-Bosco-Schwestern und der Heilig-Geist-Gemeinschaft sowie Volontärinnen der Organisation "Vides" in der Betreuung aktiv. Sie arbeiten in einem Mütterzentrum für Frauen mit bis zu drei Jahre alten Kindern mit, sowie in einem staatlichen Kindergarten, in dem ein Schulvorbereitungsjahr und ein Montessori-Programm organisiert wird; in den Ferien bieten sie Sommerfreizeit für Kinder und Jugendliche. In ihrem Zentrum versuchen sie, mit einem Punktesystem kleine Anreize für Verhaltensänderungen zu schaffen: Werden Ratschläge zur Pflege von Kindern etwa bei Körperpflege und Essenszubereitung berücksichtigt und Vereinbarungen mit dem Sozialamt wie etwa bezüglich des Schulbesuchs eingehalten, bekommen die Frauen zu Monatsende Belohnungen in Form von Kleidung oder Nahrungsmitteln.
Zumindest "kleine Hoffnungszeichen" bringe die Arbeit zutage, berichtet Sr. Chrkava: Mittlerweile helfe eine Gruppe von Jugendlichen aus der Siedlung, die seit Kindertagen von den Schwestern begleitet wird, bei der Sommerfreizeit mit, und mehrere junge Roma hätten den Wunsch geäußert, nach Vorbild der Volontärinnen im Team auch selbst einmal einen Freiwilligendienst zu machen. Generell sei bei den Roma-Jugendlichen ein Wunsch nach Veränderung spürbar und danach, "die Misere, in der sie leben, hinter sich zu lassen". Dabei handle es sich freilich um einen "mühseligen Weg", der eines langen Atems und vieler kleiner Schritte bedürfe.
Dass die Betroffenen auch selbst einen eigenen Weg gehen können, zeige eine Wohngruppe von jungen Roma-Frauen aus Kosice vor. Die ebenfalls von einer Don-Bosco-Schwester begleiteten Bewohnerinnen hätten dort die Möglichkeit, "an Bildung zu gelangen, einen Neuanfang zu wagen und dem Leben neue Perspektiven zu geben", so die Ordensfrau.
Quelle: kathpress