Erzbischof Lackner dankt Anschober für Wirken in schwierigen Zeiten
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat sein Bedauern über den Rücktritt von Gesundheitsminister Rudolf Anschober zum Ausdruck gebracht und gleichzeitig dem scheidenden Spitzenpolitiker gedankt. In einer Stellungnahme am Dienstag attestierte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der am selben Tag zurückgetretene Grünpolitiker habe "seine - sicherlich nicht einfache - Aufgabe in derartig schwierigen Zeiten ruhig und besonnen wahrgenommen". Anschober habe sich stets darum bemüht, während der Corona-Pandemie "das Ganze im Blick zu behalten" und sei sich seiner großen Verantwortung bewusst gewesen, "das hat man gespürt", wie Lackner anmerkte.
Den unaufgeregten und sachorientierten Kommunikationsstil des Ministers habe er stets geschätzt, versicherte der Erzbischof und schloss mit folgenden Worten: "Im Namen der Bischofskonferenz wollen wir Danke sagen und wünschen auf diesem Weg alles Gute für seinen weiteren Lebensweg."
Landau: "Dieser Rücktritt ist auch ein Appell"
Der Rücktritt von Rudolf Anschober als Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz sollte nach Überzeugung von Caritas-Präsident Michael Landau "für uns alle auch Auftrag und Appell sein": Gerade in einer Situation wie der gegenwärtigen Corona-Krise "sollten wir das Gemeinsame vor das Trennende stellen und uns wechselseitig nicht leichtfertig absprechen, das Beste für unser Land erreichen zu wollen". Landau reagierte am Dienstag "mit Bedauern" auf den am selben Tag verkündeten Rücktritt des Ministers und zollte Anschober im Namen der Caritas "aufrichtigen Dank für seine wertvolle Arbeit".
Er habe den Grünen-Politiker als einen Menschen kennengelernt, "für dessen Handeln nicht wahlstrategische Gründe maßgeblich waren, sondern - aus sozialer Verantwortung heraus - das Gemeinwohl und die Gesundheit der Menschen in unserem Land". Besonders die Dialogbereitschaft und Konsensorientierung Anschobers schätze er sehr, so Landau. In seiner Amtszeit habe der Minister wichtige Projekte wie die Pflegereform vorangetrieben "und mit großem Engagement zur Überwindung der aktuellen Gesundheits- und sozialen Krise beigetragen".
Anschobers Entscheidung zurückzutreten nannte der Caritas-Präsident "nachvollziehbar" und zugleich bedauerlich. Die Ehrlichkeit, mit der der Minister die Gründe dafür erläuterte, "kann für unsere Gesellschaft Vorbild und Wegweiser sein". Einer möglichen Nachfolgerin bzw. einem möglichen Nachfolger und allen öffentlich Verantwortlichen wünschte Landau "jene Qualitäten, die Rudolf Anschober in die Politik eingebracht hat".
Auch der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner dankte Anschober für dessen Wirken in den vergangenen 15 Monaten und hielt fest: "Wer Verantwortung übernimmt, macht auch Fehler", schrieb er zum Rücktritt auf seinem Facebook-Account. "Was uns alle zu denken geben sollte", sind für Schwertner jedoch Morddrohungen gegen den Minister und seine Familie. Mit Blick auf Corona-Leugnern fragte der Caritas-Vertreter betroffen: "Was ist in diesem Land durch diese Pandemie passiert, wie weit sind wir auseinandergedriftet, dass ein Gesundheitsminister in Österreich Polizeischutz braucht?"
Minister Anschober hatte seinen Rücktritt am Dienstag bei einer kurzfristig angesetzten "persönlichen Erklärung" in Wien bekanntgegeben. Anschober sprach von einer "Überlastungssituation" und berichtete von einem Kreislaufkollaps vor einem Monat und einem weiteren vor einer Woche. "Ich bin überarbeitet und ausgepowert", sagte 60-Jährige. Daher habe er sich entschieden, sein Amt zurückzulegen. "In der schwersten Gesundheitskrise seit Jahrzehnten braucht die Republik einen Gesundheitsminister, der zu 100 Prozent fit ist", begründete Anschober seinen Rücktritt. Und: "Ich will mich auch nicht kaputt machen."
Neuer Gesundheitsminister Mückstein
Caritas-Präsident Michael Landau hat die Bestellung von Wolfgang Mückstein zum neuen Gesundheitsminister begrüßt. Gerade jetzt gelte es, "alles dafür zu tun, dass die Gesundheitskrise nicht mehr und mehr zu einer sozialen Krise für die Menschen in unserem Land wird", so Landau in einer Aussendung am Dienstagnachmittag. Nachsatz: "Für diese fordernde Aufgabe wünsche ich dem designierten Minister Wolfgang Mückstein viel Kraft, Ausdauer und soziales Fingerspitzengefühl."
Als innovativer Mediziner sei Mückstein in der Vergangenheit bereits an der Umsetzung vieler wichtiger Maßnahmen und Entwicklungen beteiligt gewesen; etwa an der Eröffnung und Leitung des ersten Primärversorgungszentrums Österreichs. Durch sein Engagement in der Drogenberatungsstelle "Ganslwirt" und der Organisation "Neunerhaus" habe er auch Erfahrung mit sozialen Themen und kenne diese aus der praktischen Arbeit, so Landau: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass diese Erfahrung auch zur notwendigen Sensibilität in sozialen Fragen beiträgt."
Es brauche gleichermaßen den Kampf gegen Corona wie auch gegen wachsende Armut. Genauso wichtig sei aber auch das Thema Pflege. "Als Caritas stehen wir jedenfalls bereit, in all diesen Fragen auch einen Beitrag zu leisten", unterstrich Landau.
Wolfgang Mückstein folgt dem am Dienstag zurückgetretenen Rudolf Anschober als Gesundheits- und Sozialminister. Mit der Übernahme des Gesundheitsministeriums ist der 46-Jährige künftig auch für Soziales, Pflege und Verbraucherschutz zuständig.
Quelle: Kathpress