Erzdiözese Wien: Suche nach Lösungen für Pfarrkindergärten in NÖ
In Niederösterreich haben die von Land und Gemeinden finanzierten öffentlichen Kindergärten eine wesentlich bessere finanzielle Ausgangsbasis als private Kindergärten. Nach dem Entfall von bisher jährlich 390.000 Euro Subvention durch die Erzdiözese Wien (zu der auch die in NÖ liegenden Vikariate unter dem Wienerwald und unter dem Manhartsberg gehören) ab Herbst 2022 hat Michael Prüller, der Sprecher von Kardinal Christoph Schönborn, am Freitag zwei verschiedene Szenarien dargelegt: Mehrere Pfarren hätten sich für die Überführung ihres Kindergartens in öffentliche Trägerschaft entschieden - etwa der Domkindergarten in Wiener Neustadt; vier Pfarren arbeiten an einem Konzept, das das Weiterbestehen ihrer Kindergärten über das "Schicksalsjahr" 2022 hinaus sichern soll. "Es ist also keineswegs schon so, dass alle Pfarrkindergärten 'dichtgemacht' werden", dementierte Prüller einen aktuellen Zeitungsbericht.
Der Hintergrund: Für private Träger wie Pfarrgemeinden werde es aus finanziellen, bautechnischen und pädagogischen Gründen immer schwieriger, erfolgreich einen Kindergarten zu führen, erklärte der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation der Erzdiözese. Seit Jahren würden die gesetzlichen Auflagen für Kindergärten immer höher, sowohl hinsichtlich der räumliche Ausstattung betreffend Brandschutz, Barrierefreiheit, Sicherheit u.a. als auch der pädagogischen Aus- und Weiterbildung.
Fehlende öffentliche Querfinanzierung der Pfarrkindergärten in NÖ habe den Wirtschaftsrat der Erzdiözese Anfang Februar 2020 veranlasst, "die Notbremse zu ziehen", zumal eine Erhöhung der jährlichen Zuschüsse aus Kirchenbeitragsgeld auf 750.000 Euro als notwendig erkannt worden war. Es wurde beschlossen, die Zuschüsse einzustellen - aber erst mit Herbst 2022, "damit die Kindergärten zweieinhalb Jahre Zeit haben, um Alternativen zu finden", wie Prüller erläuterte.
Die Pfarren in Neunkirchen, Pottschach, St. Valentin und Wimpassing wollen trotz dieser Hindernisse die Zukunft ihrer vier Pfarrkindergärten sichern. Gemeinsam mit der engagierten Bürgerplattform "We are family" werde an einem entsprechenden Konzept gearbeitet, das eine Bündelung von Ressourcen und die Suche nach weiteren Partnern und Subventionsgebern vorsieht. "In mehreren Gesprächen mit den Proponenten hat die Erzdiözese eine erneute Befassung des Wirtschaftsrates zugesagt, wenn ein Konzept vorgelegt wird, das Hand und Fuß hat", teilte Prüller mit.
In der Stadt Wien sieht die Sache anders aus, so der Diözesansprecher: Die in der St. Nikolausstiftung der Erzdiözese zusammengefassten Kindergärten kämen ohne Subvention seitens der Erzdiözese aus und könnten daher sogar expandieren. Derzeit gehören rund 90 Kindergärten und Horte zur Stiftung, in denen rund 6.350 Kinder im Alter von 1 bis 10 Jahren von ca. 1.150 MitarbeiterInnen betreut und begleitet werden. In den nur mehr neun verbliebenen kirchlich getragenen niederösterreichischen Pfarrkindergärten stehen derzeit 420 Plätze zur Verfügung.
Quelle: kathpress