Kfbö zu "Wiederaufbau nach Covid": Frauen in den Fokus nehmen
Frauen sind von den Verwerfungen am Arbeitsmarkt infolge der Pandemie in besonderer Weise betroffen und verdienen beim "Wiederaufbau nach Covid" somit besonderes Augenmerk. Mit diesem Appell hat sich die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) am Freitag an die Bundesregierung gewandt. Anlass dafür sind der internationale Tag der Arbeitslosen (30. April) und der Tag der Arbeit am 1. Mai. Die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern hätten sich im Zuge der Krise verschärft, ungeachtet der Tatsache, dass sich gerade Frauen als verlässliche Stützen bewährten, wie Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl in der kfbö-Aussendung festhielt.
"Frauen seien derzeit stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Männer, sie waren und sind als 'Systemerhalterinnen' in immer schon niedrig entlohnten Branchen, zu häufig schlechten Arbeitsbedingungen einer zusätzlichen Arbeitsverdichtung ausgesetzt, ohne einen bzw. kaum einen finanziellen Ausgleich zu erhalten", zählte Ritter-Grepl auf. Weiters: "Sie schultern immer schon den überwiegenden Teil der privaten Sorgearbeit und haben während der Krise noch mehr übernommen, haben öfter als Männer Erwerbsarbeitszeit reduziert."
Die kfbö fordere daher rasche und grundlegende Maßnahmen zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit bei der Verteilung und der Entlohnung von Arbeit sowie der existenziellen Absicherung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Konkret benötigt sei eine Anhebung des Arbeitslosengeldes, ein gezieltes Beschäftigungsprogramm sowie eine Arbeitszeitverkürzung, "die erlaubt, Erwerbsarbeit als auch unbezahlte Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen partnerschaftlich aufzuteilen". Auch für nachhaltige Investitionen in den gesamten Care-Sektor und ein flächendeckendes und leistbares Kinderbetreuungsangebot sprach sich die größte Frauenorganisation in Österreich aus.
Zudem müssten laut der kfbö in klassischen Frauenbranchen wie etwa Handel, Reinigung, Pflege- und Gesundheitswesen Arbeitsbedingungen verbessert, Löhne erhöht und Ausgleichszahlungen geleistet werden für gestiegenen Arbeitsdruck und Arbeitsverdichtung während der Pandemie.
"Synodaler Weg große Ermutigung"
Kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl erinnerte bei der Katharinafeier am Freitagabend daran, dass Katharina von Siena ihre kirchenpolitischen Briefe an die Herrschenden im 14. Jahrhundert mit "Io, Catarina; Ich, Katharina..." begann. Darin zeige sich ein Selbstbewusstsein, "das wir Frauen uns erneut aneignen und uns ermächtigen mussten, uns über das lehramtliche Sprechverbot zum Frauenpriestertum hinwegzusetzen".
Den "Synodalen Weg" in Deutschland sieht Ritter-Grepl als "eine große Ermutigung" zu notwendigen Reformen. "Unabhängig davon, wie dieser Prozess ausgeht: Die Kirche nach dem synodalen Weg wird eine andere sein als vorher", eine bereits jetzt sichtbare Wirkung sei die Sprachfähigkeit, "über Frauen, Amt und Kirche öffentlich zu streiten", so die kfbö-Vorsitzende an die 100 online Teilnehmenden.
Frauen seien in der Kirche überall zu finden, auch in priesterlichen Aufgabenbereichen. "Selbstbewusst mit Katharina von Siena gesprochen: Wir können das, wir haben das Charisma und die Ausbildung, wir können Mitverantwortung übernehmen", unterstrich Ritter-Grepl die bereits tags zuvor geäußerte Forderung nach einer Öffnung der kirchlichen Weiheämter. Papst Franziskus sei ein wichtiger Mahner und Einforderer von Geschlechtergerechtigkeit in der Welt. Doch es brauche zur Glaubwürdigkeit dieser Position auch Geschlechtergerechtigkeit innerhalb der Kirche selbst.
Die Vorsitzende sprach sich für die Aufhebung des unter Papst Johannes Paul II. formulierten Endgültigkeits-Status bezüglich der Ablehnung des Frauenpriestertums aus. "Dafür müssten sich unsere Bischöfe in Rom einsetzen", nahm Ritter-Grepl den heimischen Episkopat in die Pflicht. Dies würde die Möglichkeit schaffen, Diskussionen sachlicher zu führen und Gespräche prozesshaft anzulegen. Zudem wäre der "Illoyalitätsvorwurf" gegenüber dem Vatikan vom Tisch.
Weitere Forderungen der kfbö-Vorsitzenden: Das kirchliche Lehramt müsse theologische, auch auf den Humanwissenschaften basierende Erkenntnisse berücksichtigen; gleiches gelte für die "Genderkategorie" auf allen Ebenen der Kirche.
"Schmieren von Butterbroten" reicht nicht
Hauptreferentin der diesjährigen Katharinafeier war mit der Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Claudia Lücking-Michel, selbst eine der maßgeblichen Vertreterinnen des 2019 in Deutschland gestarteten Reformprojektes "Synodaler Weg". Die wissenschaftlichen Texte zugunsten der Öffnung aller Kirchenämtern auch für Frauen "könnten mittlerweile Bibliotheken füllen", berichtete die promovierte Theologin und CDU-Politikerin. In vielen kirchlichen Gemeinden gehe der Handlungsspielraum vieler Frauen aber oft nicht über das "Schmieren von Butterbroten für den Wanderausflug" hinaus.
Strukturelle geschlechtsspezifische Diskriminierung, Sexismus und der Vorwand, keine Kirchenspaltung provozieren zu wollen, würden die gegebenen Machtverhältnisse trotz aller Bemühungen aufrechterhalten. Im "Synodalen Weg" sieht Lücking-Michel "die letzte Chance" der Kirche, der ohnehin bereits in Gang befindlichen Spaltung der Kirche etwas entgegenzusetzen". Sie verwies auf die jährlichen Austritte von 200.000 katholischen Gläubigen. "Statt Schneckentempo müssen nun Siebenmeilenstiefel angezogen werden", betonte die ZdK-Vertreterin.
Die Katharinafeier wurde von der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg und der Katholischen Frauenbewegung der Erzdiözese Salzburg organisiert. Sie wird jährlich am 29. April zum Gedenktag der Heiligen und Kirchenlehrerin Katharina von Siena begangen.
Quelle: Kathpress