Augustiner-Chorherren in St. Florian begehen 950-Jahr-Jubiläum
Das oberösterreichische Augustiner-Chorherrenstift St. Florian feiert heuer sein 950-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass ist seit 1. Mai die Sonderausstellung "IMMER. NOCH. DA." zu sehen, die die Geschichte des Stifts bzw. der Chorherren beleuchtet. Konzerte und Festmessen sind in diesem Jahr ebenfalls dem Jubiläum gewidmet. Ein erster solcher Gottesdienst ist am Dienstag, dem Fest des hl. Florian, des oberösterreichischen Landes- und Diözesanpatrons, das Pontifikalamt in der Stiftsbasilika. Dem Gottesdienst um 10 Uhr steht Bischof Manfred Scheuer vor. Für die musikalische Gestaltung sorgen u. a. Solisten der St. Florianer Sängerknaben, die heuer ebenfalls ihr 950-Jahr-Jubiläum begehen. Der Festgottesdienst wird im Livestream übertragen: https://www.youtube.com/watch?v=2WumXTpx_a8
Für Propst Johannes Holzinger ist das Jubiläumsjahr Anlass, um zu danken: "In erster Linie, um Gott zu danken, dass er seine Hand über unser Haus hält. Aber auch den Mitbrüdern, die sich engagieren, sodass unser Dasein auch spürbar, sichtbar und fruchtbar wird."
Die Sonderausstellung beleuchtet die lange Geschichte mit allen positiven wie negativen Ereignissen. Gezeigt werden bedeutende Schriften und Kunstschätze aus den vergangenen Jahrhunderten, ebenso wie Lieblingsstücke der Ordensmänner; darunter eine Schnupftabakdose, ein Geschenk von Erzherzogin Maria Theresia, das seit jeher der amtierende Stiftsorganist in Ehren hält. Ein Teil der Ausstellung wird im selten zugänglichen Sommerrefektorium des Stifts präsentiert. Besucherinnen und Besucher können von Donnerstag bis Dienstag (jeweils von 10 bis 16 Uhr) die Ausstellung selbstständig erkunden. Alle Corona-Vorschriften würden berücksichtigt, wie das Stift mitteilte.
Führungen durch die Sonderausstellung sind ab Juni geplant, dann zeigen die Augustiner-Chorherren ihre Schätze persönlich. "Wir wollen unseren Gästen mitgeben, dass sich das Stift St. Florian nicht auf die großartige Barockerscheinung reduzieren lässt, sondern ein lebendiger Ort ist, mit einer Ordensgemeinschaft, die ihren Mitmenschen dient", so Harald Ehrl, Augustiner-Chorherr und Kurator der Ausstellung.
Stiftsführungen werden bereits ab 19. Mai wieder angeboten. Zu sehen sind u.a. die Stiftsbibliothek, der Marmorsaal, die Stiftsbasilika und die Gruft mit dem Sarkophag des Komponisten Anton Bruckner.
Im Marmorsaal findet am 11. Juni 19 Uhr das Jubiläumskonzert der St. Florianer Sängerknaben gemeinsam mit dem Bruckner Orchester Linz statt. Die musikalische Leitung liegt bei Franz Welser-Möst (Tickets: www.florianer.at). Der offizielle Festgottesdienst "950 Jahre Augustiner-Chorherren in St. Florian" ist für den 27. Juni um 10 Uhr in der Stiftsbasilika angesetzt.
Wechselvolle Geschichte
Das südöstlich von Linz gelegene Augustiner-Chorherrenstift Sankt Florian zählt zu den größten und bekanntesten Barockklöster Oberösterreichs. Der Überlieferung nach wurde der erste bekannte Christ auf dem heutigen Gebiet Österreichs, der heilige Märtyrer Florian, nach seinem Tod im Jahr 304 auf dem heutigen Stiftsgelände bestattet. Die heute bestehende prachtvolle Klosteranlage - zu ihr gehört die Stiftsbasilika - entstand zwischen 1686 und 1750 unter den Baumeistern Carlo Antonio Carlone, Jakob Prandtauer und Johann Gotthard Hayberger.
Während der Ursprung des Stiftes nicht durch Quellen belegt ist, gehen erste schriftliche Zeugnisse einer Klosteranlage auf die Karolinger-Zeit um 800 zurück. 1071 belegte schließlich der Passauer Bischof Altmann die Priestergemeinschaft des Ortes mit der Chorherrenregel. Im 13. Jahrhundert wurde eine neue Kirche erbaut, 1289 starb die im Ruf der Heiligkeit stehende Inklusin Wilbirg. Ein weiteres markantes Ereignis war die Errichtung einer Klosterschule im 14. Jahrhundert, die bis 1807 bestand, als dem Stift bis 1848 die Leitung des Linzer Gymnasiums übertragen wurde.
Eine Unterbrechung im Klosterbetrieb gab es 1941, als die Gestapo das Stift beschlagnahmte und ab 1942 zum Sitz der NS-Reichsrundfunkgesellschaft ausbaute. Die ausgewiesenen Chorherren, die im Kloster Pulgarn bei Steyregg ihre Gemeinschaftsleben aufrechterhalten konnten, kehrten nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder ins Stift zurück. 33 Pfarren gehören heute zum Stift und werden von den 29 Chorherren betreut.
Musik hat in St. Florian hohen Stellenwert, verbunden vor allem mit dem Namen des Komponisten Anton Bruckner (1824-1896): Der "Musikant Gottes" war 1848 bis 1855 Stiftsorganist und wurde nach seinem Tod unter der "Brucknerorgel" in der Kirche bestattet. An ihn erinnern seit 1997 die internationalen "Brucknertage St. Florian", seit 2007 von einem eigenen Verein organisiert und gefördert. Deutlich länger - bereits seit 1071 - verfügt das Stift über einen Knabenchor, die "Florianer Sängerknaben", die ähnlich professionell geführt sind wie die Wiener Sängerknaben und rund 50 Sänger umfasst. St. Florian ist auch Austragungsort der OÖ-Stiftskonzerte und zahlreicher Orgelfestivals.
Das Stift ist Heimstätte u.a. eines großen Stiftsarchivs, einer Bibliothek mit u.a. 150.000 Bänden, 952 Inkunabeln, 800 Handschriften und einer Globensammlung, eines Stiftsmuseums mit Barock- und Gotikgalerie, sowie eines bedeutenden Musikarchivs mit 5.000 Signaturen, zu denen Österreichs älteste musikalische Neumenhandschrift aus dem 9. Jahrhundert sowie zahlreiche Kompositionen Anton Bruckners und des Stiftskomponisten Franz Kropfreiters (1936 - 2003) gehören. In einem Teil der als doppelter Vierkanthof errichteten barocken Stiftsmeierei befindet sich zudem seit 1984 das oberösterreichische Feuerwehrmuseum. (Infos: www.stift-st-florian.at)
Quelle: kathpress