Wiener Theologie-Dekan: Bei Öffnungen nicht auf Unis vergessen
Angesichts der landesweiten Öffnungsschritte und Lockerungen nach dem letzten Lockdown kommt Kritik vonseiten der Universität: "Die Regierung spricht von Öffnungen in Gastronomie, Kultur, Sport und Schulen. Wer aber überhaupt nicht vorkommt, sind die Studierenden und die Unis", so der Dekan der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät, Prof. Johann Pock, auf Facebook. Universitäten und Studierenden hätten sich in den letzten drei Semestern "extrem kooperativ" gezeigt und alle Maßnahmen mitgetragen: "Man sollte ihnen jetzt zutrauen, wieder vor Ort mit allen notwendigen Maßnahmen studieren zu können", ergänzte Pock in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress. Schließlich habe sich die "anfängliche Angst, dass gerade die Universitäten zu Hotspots werden könnten, nicht bewahrheitet."
Weiters vermisst der Dekan und Pastoraltheologe ausdrücklich Konzepte seitens der Regierung, die Zukunft der universitären Präsenzlehre betreffend. Auch wenn der Wissenstransfer in Form rein-digitaler Lehre sich inzwischen sehr gut eingespielt habe, so werde doch gerade das Modell der "hybriden Lehre" mit Personen vor Ort und Personen vor dem Computer gerade von den Lehrenden als enorm belastend empfunden. Zudem würden die Aufzeichnungen und die Zurverfügungstellung von Lehrveranstaltungen "on demand" einen Verlust an Interaktionsmöglichkeiten bedeuten. So gehe ein "wesentlicher Aspekt universitärer Bildung verloren", so Pock; denn diese "erschöpft sich nicht in der Wissensvermittlung, sondern stellt idealerweise einen wechselseitigen Prozess dar: Studierende und Lehrende kommen in einen Dialog und lernen gegenseitig."
Gleiches gelte für die Forschung, führte Pock weiter aus: "Wir haben in den vergangenen Monaten erlebt, wie sehr Forschung an Kreativität einbüßt, wenn man nicht Symposien, Besprechungen, Forschungsseminare etc. gemeinsam vor Ort durchführen kann." Es brauche daher einen tief greifenden Bewusstseinswandel seitens der Regierung, "dass die Universitäten als wesentlich für die Gesellschaft wahrgenommen werden." Von einem mangelhaften Bewusstsein zeuge etwa die Tatsache, dass im März bei der Debatte um die Impfungen im Bildungsbereich stets von den Schulen und vom Lehrpersonal an den Schulen die Rede war - nicht jedoch von den Universitäten. Er hoffe jedoch, so Pock abschließend, "dass im Herbst wieder ein halbwegs normales universitäres Leben möglich sein wird".
Quelle: kathpress