Gefängnisseelsorge: Bischof Elbs betont "Kraft der Versöhnung"
Von der "Kraft der Versöhnung" hat der Feldkircher Bischof Benno Elbs gesprochen. In seinem Vortrag am Dienstag bei der Jahrestagung der deutschsprachigen Gefängnisseelsorge in Matrei/Brenner brachte er theologische und psychologische Überlegungen zu einem guten Umgang mit Schuld und Vergebung ein. Sünde bzw. Schuld durchkreuze die menschlichen Grundbeziehungen. Schuld, die unversöhnt bleibe, laste schwer und mache psychisch und physisch krank. Elbs sprach in diesem Zusammenhang von den "hohen Kosten bleibender Unversöhntheit". Man bleibe im Gefängnis der eigenen Vergangenheit, habe ein gestörtes Verhältnis zu Anderen und verliere das Grundvertrauen in das Leben bzw. in Gott. Sünde bezeichnete der Bischof als die spirituelle Dimension von Schuld.
Versöhnung gelinge hingegen durch Reflexion, Einsicht und Anerkennung der eigenen Schuld, der Benennung derselben und der Wiedergutmachung von Schuld. - Letzteres auf unterschiedliche mögliche Weisen: an jenen, an dem man schuldig geworden ist, an anderen, sowie durch die eigene innere Wandlung. Eindringlich plädierte der Bischof dafür, die Schuld nicht durch vielfältige Tricks zu verdrängen, sondern sich ihr zu stellen. Dies bringe er die Dynamik zur Veränderung mit sich.
Vergebung und Versöhnung ermöglichen
Aufgabe der Kirche und auch der Gefängnisseelsorge sei es, eine Atmosphäre der Versöhnung und Vergebung zu schaffen. Und zu vermitteln, dass es für jeden Menschen einen Neuanfang gibt; auch im Gefängnis. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger in den Haftanstalten bezeichnete der Bischof als "Inkarnation der Hoffnung auf Versöhnung". Formen und Rituale der Versöhnung seien vielfältig, so der Bischof, der besonders auch das "erlösende Gespräch unter den Augen Gottes", die Beichte, hervorhob.
Umkehr ermögliche Versöhnung mit sich selbst, mit dem Nächsten, mit Gott und mit der Schöpfung. Und Versöhnung bringe Heilung mit sich. Heilungsgeschichten würden sich wie ein roter Faden durch die Berichte der Evangelien ziehen, so Elbs. Wo Jesus auftritt, würden Menschen geheilt, gesund und von ihren Sünden befreit. Heilung sei aber nie ein passives Geschehen ist, sondern brauche immer die Mitwirkung des Menschen.
Bischof Elbs schloss mit einem Zitat des früheren Innsbrucker Bischofs Reinhold Stecher: "Es bleibt eine fundamentale Wahrheit: Dass der Mensch ein Sünder ist, der der Versöhnung bedarf, und dass es diese Versöhnung gibt. Und dass in unserer Gesellschaft die bewältigte Schuld ein Segen, die verdrängte aber gefährliches Dynamit darstellt."
Die Jahrestagung der Gefängnisseelsorger Bayerns, Österreichs und der Schweiz steht unter dem Generalthema "Schuld und Vergebung". Zu der Tagung sind Seelsorgerinnen und Seelsorger der Katholischen, Evangelischen und Orthodoxen Kirche ins Bildungshaus St. Michael in Matrei am Brenner gekommen. Die Tagung dauert noch bis einschließlich Freitag.
Diskutiert wurde am Dienstag von den Teilnehmenden u.a. die Problematik, dass sie mit den Haftinsassen zwar mitunter eine intensive und vertrauensvolle persönliche Beziehung aufbauen, dann aber als Laientheologen und -theologinnen nicht das Sakrament der Buße spenden dürften, was sich viele Häftlinge wünschen würden.
Quelle: kathpress