Tanzen und Schweigen: "Tanzexerzitien" als Bildungsangebot
Was in Deutschland und der Schweiz bereits etwas bekannter ist, ist in Österreich eine kleine Randerscheinung: Tanzexerzitien. So reichert das Bildungshaus St. Michael in Pfons in der Diözese Innsbruck ihr diesjähriges Angebot mit einem ungewöhnlichen Programmpunkt an: Täglich zwei Andachten und zwei Tanzeinheiten für 15 Kursteilnehmerinnen, bei denen man gemeinsam durch Tanz, Musik, Textimpulse, meditatives Trommeln "zu seiner Mitte kommt", wie die Veranstalterinnen der einwöchigen Tanzexerzitien, die Tanzpädagogin und Religionslehrerin Barbara Samm und die Krankenseelsorgerin Renate Nachbaur, berichten.
Ähnliches wird auch bei den Franziskanerinnen in Vöcklabruck angeboten. "Was durch die Meditation angestoßen wird, kann sich im Tanzen vertiefen. Diese Erfahrung fließt zurück in die Meditation", heißt es über die einwöchigen Tanzexerzitien, bei denen durchgehend geschwiegen wird. Den Workshop leitet Michaela Pfaffenbichler, Schülerin der Dominikanerin Monika Gessener, die eine dreijährige Ausbildung zu "Bibel getanzt" in Speyer in Deutschland leitet. Die Kurse gibt es hauptsächlich in Deutschland und der Schweiz. Pfaffenbichler bietet ihre Tanzexerzitien in Vöcklabruck und teilweise auch am Bodensee in Vorarlberg an.
Barbara Samm verbindet bei ihren Exerzitien zwei wichtige Lebensbereiche ihres eigenen Lebens miteinander, wie sie gegenüber Kathpress berichtete: Tanz und Schweigen. Im Schweigen liege für sie eine ganz besondere göttliche Kraft. Darüber hinaus werden in den Tanzeinheiten Elemente aus Kreistänzen, Choreografien aus verschiedenen Kulturen sowie freies, rhythmisches Bewegen als zusätzliche spirituelle Erfahrung geboten. Durch das Tanzen spreche man auch Leute an, die zu gewöhnlichen Schweigeexerzitien eventuell nicht erscheinen würden, erzählt Samm.
Wie alle Exerzitien sei ein derartiger Workshop nicht immer zu 100 Prozent planbar. Auch wenn man sich in einer Gruppe befindet, sei man doch für sich alleine mit seinen Exerzitien. Deshalb bliebe auch immer ein Stück weit offen, wohin der Workshop führt, so die Kursleiterin. Seelsorgerliche Gespräche begleiten die Teilnehmenden dabei, sich selbst mit ihren jeweiligen Lebensthemen zu befassen.
"Schritt für Schritt" soll man die Einheit aus Körper, Geist und Seele spüren, durch bewusste Körpererfahrungen, Naturerfahrungen, sowie durch die behutsame Begleitung der beiden Leiterinnen. Ziel sei es, "schweigend mit der allumfassenden göttlichen Wirklichkeit in Beziehung zu treten". Zwischen den Andachten und Tanzeinheiten bleibt reichlich Zeit für persönliche Gebete und Spaziergänge im Schweigen. Der einwöchige Workshop dauert noch bis Freitag, 6. August.
Quelle: kathpress