Wien: Breites gesellschaftliches Plädoyer für Welt ohne Atomwaffen
Für eine Welt ohne Atomwaffen wurde am Freitagabend zum Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima auf dem Wiener Stephansplatz demonstriert. Am 6. August 1945 wurde die erste Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima abgeworfen. 76 Jahre später bedrohten die Atomwaffen noch immer das Überleben der Menschheit, so die zentrale Kritik von Veranstaltern und Teilnehmern. Die Abschaffung aller Atomwaffen sei eine Überlebensbedingung, weitgehende Abrüstung in allen Bereichen zudem eine wichtige Voraussetzung, um mehr Mittel für die Eindämmung des Klimawandels, die Bekämpfung der Pandemie und der sozialen Krise zur Verfügung zu haben.
Hinter der Veranstaltung standen die Hiroshima Gruppe Wien, Pax Christi, der Internationale Versöhnungsbund und weitere Friedensbewegungen. Als Redner traten u.a. der altkatholische Bischof Heinz Lederleitner, Peter Hämmerle vom Internationale Versöhnungsbund, Adalbert Krims von Pax Christi Österreich, Anja Oberkofler vom Roten Kreuz und Isolde Schönstein von der Arge Schöpfungsverantwortung auf.
Quelle: kathpress
Bundespräsident Alexander Van der Bellten betonte in seiner Grußadresse an die Teilnehmer: "Mit Ihrem heutigen Friedensmarsch setzen Sie dafür ein wichtiges Zeichen. Ihr Engagement ist nicht nur ein lautes 'Nein' zu Atomwaffen, sondern zugleich eine deutliche Aufforderung an alle jene, die sich dem Atomwaffenverbotsvertrag noch nicht angeschlossen haben."
Der Atomwaffenverbotsvertrag (TPNW) ist am 22. Jänner 2021 in Kraft getreten. In diesem Vertrag werden Entwicklung, Produktion, Erwerb, Lagerung, Transport, Stationierung, Test, Einsatz und Drohung mit Atomwaffen verboten. 86 Länder haben den Vertrag bisher unterzeichnet, 55 von ihnen haben die Vereinbarung wie Österreich und der Heilige Stuhl auch ratifiziert. Die neun Atommächte und ebenso die Mitgliedsländer der NATO lehnen das Abkommen ab.
Bischöfe gegen Atomwaffen
Die Veranstalter des Hiroshima-Gedenktags auf dem Stephansplatz erreichten heuer insgesamt rund 180 Grußbotschaften, die auf www.hiroshima.at nachzulesen sind. "Wie können wir verantworten, Unsummen für Atomwaffen und Rüstung auszugeben, während in weiten Teilen der Welt Menschen unter Hunger, Krieg, Armut, unter den Folgen des Klimawandels und der Corona-Pandemie leiden?", schreibt etwa Kardinal Christoph Schönborn in seiner Botschaft. Bischof Manfred Scheuer betont: "Der Druck auf die Atomwaffenstaaten wird größer und darf nicht nachlassen. Die Agenda der Bergpredigt bleibt für Christinnen und Christen ihr Maßstab."
Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl erinnert an das Schreiben "Amoris laetitia" von Papst Franziskus. Darin gehe es "um die zwischenmenschliche Liebe, um die Liebe in der eigenen Familie und letztendlich um die Liebe in der ganzen Menschheits-Familie Gottes". Was mit dem Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki vor 76 Jahren verursacht wurde, stehe dieser Vision entgegen, so Krautwaschl: "Als Familie der Kinder Gottes muss der Frieden unser Bestreben sein und eine Welt ohne Zerstörung, ohne Wettrüsten, ohne Krieg."
"Wir brauchen für unseren Planeten und für die Menschheit Strategien zum Überleben und nicht zur schleichend fortschreitenden Vernichtung", schreibt der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler. Zusammen mit dem Schriftsteller und Sozialhistoriker Egon Christian Leitner tritt er zudem für ein permanentes Sendeformat im ORF ein, das "Friedensarbeit" heißen könnte. Daruntewr versteht der Bischof ein "Sammelbecken gut dokumentierter Friedensinitiativen, Berichte von friedensfördernden Aktionen, Versöhnungsprojekten und beispielhaften Friedensstrategien, Portraits und Interviews von und mit Friedensaktivistinnen und Aktivisten und vieles mehr."
Der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld betont: "Als Christinnen und Christen haben wir Verantwortung für die Schöpfung Gottes. Daher müssen wir alles dazu tun, dass diese Massenvernichtungswaffen geächtet und aus der Welt geschafft werden." Schon der Besitz, die Verbreitung und erst recht der Einsatz von Atomwaffen seien eine "Sünde gegen Gott, gegen die Menschheit und gegen die ganze Schöpfung". Er bete darum, "dass die Staatenlenker der Atommächte ihren mörderischen und selbstmörderischen Weg verlassen, zur Besinnung kommen und den Pfad des Friedens ohne Atomwaffen einschlagen", so Hennefeld.
Die Veranstaltung auf dem Stephansplatz wurde mit einem Laternenmarsch zur Karlskirche abgeschlossen. Am Montag, 9. August, wird um 20 Uhr mit einer buddhistischen Gedenkzeremonie bei der Friedenspagode in Wien ebenfalls der Atombombenopfer gedacht. Bei den Abwürfen der Atombomben auf die beiden japanischen Städte Hiroshima (6. August 1945) und Nagasaki (9. August) starben rund 300.000 Menschen.