Propst Holzinger: Linzer Diözesanreform mit Zuversicht umsetzen
Propst Johannes Holzinger vom Stift St. Florian ist zusätzlich zu seinen ordensinternen Aufgaben für neun Pfarrgemeinden zuständig. Im Interview in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung der Diözese Linz erläuterte er, wie dies zu schaffen ist, und worauf es ankommen wird, damit die begonnene Strukturreform in der Diözese Linz funktioniert. Alles stehe und falle damit, ob es überhaupt gelingen werde, künftig genügend haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden, so der Propst.
Zur Frage, weshalb er sich die Leitung von gleich neun Pfarren überhaupt antue, meinte der Propst schlicht: "Weil ich die Leute nicht allein lassen will. Weder wir vom Stift St. Florian noch die Diözese kann für die Pfarren leitende Priester stellen." Daher habe er sich "in einem starken Vertrauen dafür entschieden, Ja zu sagen. Das hat mit Glauben zu tun: Man weiß nicht, wie es geht und ausgeht. Vor allem bilde ich mir nicht ein, es zu können." Er wolle sich zudem aber auf jeden Fall gegen eine pessimistische Grundstimmung verwehren, denn eine solche lähme nur. "Ich will Zuversicht vermitteln: Dass es geht, auch wenn wir nicht wissen wie. Das ist eine aufgelegte Glaubenssituation", betonte der Propst.
Ganz allein sei er freilich auch nicht. "In den Pfarren, die dem Stift benachbart sind, gibt es Pfarrassistentinnen und einen Mitbruder als Kuraten, der für die priesterlichen Dienste zuständig ist." Und es geschehe in den Pfarren auch ohne Pfarrer sehr viel durch hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so Holzinger: "Ich möchte das Engagement der Ehrenamtlichen stärken und gleichzeitig schauen, dass es ihnen nicht zu viel wird. Das Ehrenamt ist schon vielfach an seine Grenzen gelangt."
Bei den Besprechungen mit den Pfarren merke er zudem eine große Bereitschaft, aufeinander Rücksicht zu nehmen - zum Beispiel auf die Gottesdienstzeiten. Unbedingt notwendig seien aber Leute vor Ort, "bei denen die Fäden zusammenlaufen und die den Überblick haben". Es müsse Leitungskompetenz in den einzelnen Pfarren geben und das gehe über das hinaus, was ein Pfarrsekretariat leisten kann.
Seelsorgeteams werden aufgebaut
Holzinger kündigte an, dass auch in den von ihm geleiteten Pfarren Seelsorgeteams aufgebaut werden, wie dies die Linzer Diözesanreform vorsieht, "aber das dauert". Eines zeige sich aber schon jetzt: "Auch die Personalressourcen der Diözese sind erschöpft. Das verheißt im Blick auf das beginnende Strukturmodell nichts Gutes."
Viel werde davon abhängen, ob es gelingen wird, die Seelsorgeteams tatsächlich aufzubauen. Holzinger: "Da Corona noch nicht wirklich vorüber ist, sehen wir auch derzeit nicht die Konsequenzen der Pandemie für das Leben in den Pfarren. Womöglich geht der Kirchenbesuch dauerhaft so stark zurück, dass manche Angebote nicht mehr notwendig sind. Womöglich stehen dann Auflösungen von Pfarren im Raum und so weiter." Er persönlich sei aber überzeugt, "dass etwas wächst - dort und da halt ein wenig anders".
Holzinger räumte ein, dass er mit seinen Aufgaben abseits der Pfarrseelsorge auch schon ausgelastet wäre; als Propst, Generalabt der Augustiner-Chorherren, Polizei- und Feuerwehrseelsorger. Doch er fügte hinzu: "Ich habe mir die Situation nicht ausgesucht, es gibt im Leben Anforderungen, da muss man einfach Verantwortung übernehmen." Das Stift St. Florian müsse jedenfalls ein geistlich-religiöses Zentrum bleiben und das schließe auch die Kultur mit ein. "Wir müssen Angebote setzen und besonders auch auf die Liturgie schauen", so der Propst.
Die Augustiner-Chorherren in St. Florian begehen heuer ihr 950-Jahr-Jubiläum. Zum Stift gehören insgesamt 33 inkorporierten Pfarren.
Quelle: kathpress