"Jugend Eine Welt" fordert offene Schulen weltweit
Im Vorfeld des neuen Schuljahres und des Tages der Alphabetisierung (8. September) fordert "Jugend Eine Welt" offene Schulen weltweit. Denn während in Österreich die Schule nach coronabedingten Schließungen und "Distance Learning" nun wieder im Normalbetrieb starte, bleibe für viele Kinder weltweit, vor allem in den ärmsten Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika, der Schulbesuch aufgrund der Pandemie weiter ungewiss. "Für jene junge Menschen, die schon vor Corona ausgegrenzt und arm waren, ist das verlorene Schuljahr ein weiterer Baustein in einer bedrohlichen Entwicklung", mahnte der Mitgründer und Geschäftsführer der Hilfsorganisation, Reinhard Heiserer, in einer Aussendung vom Mittwoch.
Während der ersten Lockdowns ab März/April 2020 waren nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF fast 90 Prozent der Kinder von Schulschließungen betroffen. Ein Jahr später machte das UN-Kinderhilfswerk darauf aufmerksam, dass 168 Millionen Schülerinnen und Schüler vom Unterricht ausgeschlossen waren. Viele gingen mehr als ein Jahr lang nicht mehr zur Schule. Homeschooling sei in vielen Ländern für die ärmere Bevölkerung auf Grund fehlender Computer oder Internetverbindung gar nicht möglich, erinnerte Heiserer. Ohne Ausbildung würden diese Kinder und Jugendlichen in Risikosituationen im Kreislauf der Armut gefangen bleiben.
Verdeutlicht wird das in der Aussendung durch den "Jugend Eine Welt"-Projektpartner P. Rubin Mathew von "Breads Bangalore". In Indien, wo viele Kinder nun schon seit April 2020 die Schule nicht mehr besuchen, würden derzeit erst langsam und nur in manchen Bundesstaaten die Bildungseinrichtungen geöffnet, schilderte der Ordensmann die Situation. Die Möglichkeit der Teilnahme am Fernunterricht sei für Kinder aus ärmeren Verhältnissen nicht offen gestanden, da sie meist weder über technische Geräte und oft nicht einmal über den nötigen Strom verfügten. "In Indien haben nur 15 Prozent aller am Land lebenden Menschen Zugang zum Internet, in der Stadt sind es 42 Prozent. Am Land fällt der Strom häufig aus, Elektrizität gibt es oft nur wenige Stunden am Tag", erklärte P. Mathew. Vielen Kindern werde damit ihr Recht auf Bildung vorenthalten.
Zusätzlich hätten laut Heiserer viele Länder mit einem Aufeinandertreffen verschiedener Bedrohungen und Katastrophen zu kämpfen. So komme etwa in Madagaskar zu Corona noch eine Hungerkrise hinzu, wobei eine große Dürre für Versorgungsengpässe sorge. Madagaskars Kinder wollten lernen, "aber wer Hunger hat, der hat nicht die Kraft dazu", so der Geschäftsführer. Über die Don Bosco-Partner fördert "Jugend Eine Welt" in Indien nicht nur Schul- und Berufsausbildungen, sondern sorgt in den Schulen auch für die Verpflegung der Kinder und Jugendlichen, damit Lernen wieder möglich ist.
Zudem wies Heiserer auf die Probleme zahlreicher von Ordensgemeinschaften und Vereinen geführten Schulen hin. Jene Schulen und Ausbildungszentren, die sich der Bildung ärmerer Schüler verschrieben hätten, kämpften mit sinkenden Schülerzahlen, da selbst geringe Kosten für viele Eltern, die durch Corona ihre Arbeit und damit ihr Einkommen verloren haben, zu hoch seien; sie würden daher ihre Kinder oft vom Schulbesuch einfach abmelden. Dies sei laut Heiserer ein "Teufelskreis", da damit den Schulen auch wichtige Einnahmen fehlen, um pädagogische Basisangebote überhaupt finanzieren zu können. "Jugend Eine Welt" versuche, dem entgegenzuwirken. (Infos: www.jugendeinewelt.at)
Quelle: kathpress