Drei "Theologische Bücher des Jahres" mit Wien-Bezug gekürt
An der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien herrscht Freude über die Auszeichnung gleich dreier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren jüngste Publikationen als "Theologische Bücher des Jahres" gewürdigt wurden. Die Auszeichnung wurde von der "Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie" im Rahmen ihres jüngsten Kongresses Ende August im deutschen Osnabrück verliehen. Ausgezeichnet wurden u.a. die Theologin Stephanie Höllinger, der Theologe Martin Koci sowie der Philosoph Paolo Costa.
Stephanie Höllinger erhielt die Auszeichnung für ihre 2018 an der Universität Wien eingereichte und 2019 erschienene Dissertation "Ansprüche an Ehe und Partnerschaft. Ein theologischer Beitrag zu einer beziehungsethischen Herausforderung." Ausgehend von der Realität häufigen Beziehungs- und Ehescheiterns geht Höllinger in ihrer Studie der Frage der hohen Erwartungshaltungen im Blick auf Beziehungen nach. Moraltheologische Kategorien würden dieser komplexen Realität nur dann gerecht, wenn sie sich als "Ermöglichungsmoral" entwerfe - und nicht als Moral aus einem theologischen Elfenbeinturm heraus, wie die Theologin Marie-Jo Thiel in ihrer Laudatio unterstrich.
Die 1989 in Linz geborene Stephanie Höllinger studierte zunächst von 2008 bis 2014 Deutsch und Katholische Religion auf Lehramt an der Universität Wien. Von 2015 bis 2018 absolvierte sie ihr Dissertationsstudium in Wien. Seit 2018 ist Höllinger Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Moraltheologie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Ihre Studie "Ansprüche an Ehe und Partnerschaft. Ein theologischer Beitrag zu einer beziehungsethischen Herausforderung" ist im Verlag Aschendorff erschienen.
Neben Höllinger wurde außerdem der an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien forschende tschechische Theologe Martin Koci ausgezeichnet. Sein Buch "Thinking Faith after Christianity - A theological Reading of Jan Patocka's Phenomenological Philosophy" (Den Glauben denken nach dem Christentum - Eine theologische Lektüre von Jan Patockas phänomenologischer Philosophie) ist 2020 bei "Suny Press" erschienen.
Martin Koci wurde 1987 geboren und studierte Theologie an der Christlichen Universität Löwen (Leuven). Im Jahr 2016 war er Jan Patocka Fellow am Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), war danach Koordinator des Zentrums für Theologie, Philosophie und Medientheorie an der Prager Karlsuniversität und ist jetzt Projektmitarbeiter am Philosophischen Institut der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft der Universität Wien. Er befasst sich mit Phänomenologie und postmoderner Philosophie im Dialog mit dem Christentum und hat zu diesen Themen auf internationaler Ebene umfangreich publiziert. Sein Spezialgebiet ist die französische Phänomenologie, deren anglo-amerikanische Rezeption sowie das phänomenologische Werk des tschechischen Philosophen und Charta-77-Sprechers Jan Patocka.
Schließlich wurde auch der Philosoph Paolo Costa mit einem Preis für seine Studie "La citta post-secolora: il nuovo dibattito sulla secolarizzazione" geehrt. Costa studierte u.a. an den Universitäten von Mailand und Parma. Er forschte darüber hinaus bereits am Institut für die Wissenschaft vom Menschen (IWM) in Wien sowie an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Wien. Sein 2019 erschienenes Werk greife auf erfrischend und zugleich detaillierte Art und Weise die Debatte um die Säkularisierung auf und biete ein "exaktes Instrumentarium", um Säkularisierung begrifflich und historisch zu verstehen und den Paradigmenwechsel nachzuvollziehen, der sich in den vergangenen Jahrzehnten in der Debatte ereignet habe, so die Theologin Marie-Jo Thiel in ihrer Laudatio.
Quelle: Kathpress