Krautwaschl: Kirche braucht heute Treue und Offenheit
Treue und Offenheit zugleich sind nach der Überzeugung des Grazer Bischofs Wilhelm Krautwaschl für die heutige Kirche und ihre Seelsorger entscheidende Qualitäten: "Treue, indem wir den verlassenen Gott nicht verlassen", bezog sich der Bischof auf den Umstand, dass "viele mit Gott nichts anfangen können". Und Offenheit, "indem wir eine hörende Kirche sind, die im Gespräch mit den Menschen im Heute und Hier bleibt, die Menschen versteht und ihre Suche nach Gott begleitet".
Krautwaschl äußerte sich im Rahmen der traditionellen Priesterwoche, die den steirischen Klerus unter dem Motto "Aufmachen. Kirche im Heute" auf Schloss Seggau zur Reflexion, Information und Gemeinschaftspflege versammelte. Er rief in seinem Impulsreferat dazu auf, sich von Entwicklungen wie Säkularisierung und religionsfeindlichen Tendenzen, Rückzug vieler Mitglieder und abnehmender Akzeptanz von kirchlichen Lehrinhalten nicht entmutigen zu lassen. All das bringe die Kirche "nicht an einen toten Punkt, sondern zu einer neuen Aufgabe", zitierte das "Sonntagsblatt" (Ausgabe 26. September) den Bischof.
Zeiten wie die Gegenwart seien ein "Kairos" - eine Chance auf Erneuerung. Einer "entmutigenden Krisenrhetorik" erteilte Krautwaschl eine Absage und wies hin: "Gott mutet uns diese Welt und diese Weltgegend zu, um ihn zu bezeugen."
Der emeritierte Grazer Dogmatiker Bernhard Körner, jetzt verantwortlich für die Grazer Pfarren Straßgang und St. Elisabeth, erklärte: "Wir müssen uns damit versöhnen, dass die Kirche kleiner und ärmer wird, aber dadurch nicht automatisch eine Kirche der Entschiedenen." Er plädierte vor den Priestern für mehr Gemeinschaft und Austausch untereinander, für ein fruchtbares Miteinander von Priestern und Laien und auch für ein Zeitmanagement, das Priester vor Überforderung schützt. Die Kirche solle sich nicht als "Dienstleistungsbetrieb" verstehen, so Körner.
Quelle: kathpress