Theologin Reisinger mit Preis der Kirchenreform-Gruppen geehrt
Die deutsche Theologin, Philosophin und Autorin Doris Reisinger (38) ist am Samstag in Wien mit dem Preis der österreichischen Kirchenreform-Bewegungen geehrt worden. Die erstmals vergebene Auszeichnung "Trompete von Jericho" würdige Menschen, "die gegen längst überholte kirchliche Regeln aufstehen" und sich für Veränderung in der Kirche einsetzen, heißt es seitens der Initiatoren, zu denen die "Laieninitiative", "Priester ohne Amt", "Wir sind Kirche" sowie die "Pfarrerinitiative" gehören.
Reisinger erklärte anlässlich der Preisverleihung, sie wolle um Verzeihung bitten. "Verzeihung für die Verachtung, die ich kirchlichen Reformgruppen viele Jahre meines Lebens entgegengebracht habe. Völlig zu Unrecht, wie ich heute weiß." Die Kirchenreform-Gruppen hätten schon vor Jahrzehnten begriffen, "wie gefährlich ein unausgewogenes kirchliches Machtgefüge ist und haben allen stumpfen und bösartigen Unterstellungen zum Trotz bis heute durchgehalten", schrieb die Preisträgerin auf Twitter. "Die Missbrauchskrise zeigt, dass sie Recht hatten: Es geht in der Frage der innerkirchlichen Machtkontrolle nicht nur um Befindlichkeiten, sondern buchstäblich um Menschenleben."
Reisinger sei eine ideale Preisträgerin, da sie eine Form des Widerstandes übe, "der sich nicht gegen die Kirche wendet, sondern Verantwortung für ihre Zukunft wahrnimmt", hieß es seitens der Initiatoren der Auszeichnung.
Doris Reisinger (ehemals Wagner) brachte als Betroffene sexuellen und geistlichen Missbrauchs ab 2014 das Thema vor allem als Buchautorin in die Öffentlichkeit, in dem sie von ihren Erfahrungen als ehemaliges Mitglied der Geistlichen Familie "Das Werk" (FSO) berichtete. Seither wirbt sie auch in Interviews, Vorträgen vor Verantwortlichen und Seelsorgern und als Protagonistin bereits mehrerer Dokumentationsfilme um ein neues Bewusstsein für das Phänomen geistlichen Missbrauchs in der Kirche. Besondere Aufmerksamkeit erlangte auch ein Gespräch mit dem Wiener Kardinal Christoph Schönborn, das im Frühjahr 2019 im Bayerischen Rundfunk und im ORF ausgestrahlt wurde.
Quelle: kathpress