Schönborn: Jugendliche Zukunftsträume nicht abwerten
Jugendliche Zukunftsträume soll man nicht abwerten, hat Kardinal Christoph Schönborn in seinem "Krone"-Evangeliumskommentar von Sonntag (17. Oktober) betont. Das habe auch Jesus nicht getan. Weil er ständig von dem kommenden Reich Gottes gesprochen habe, hätten seine Jünger sich das so vorgestellt, dass ihr Meister der König dieses Reiches sein werde. "So kommen die beiden Brüder mit ihrer Bitte zu Jesus: Wenn du dann König bist, lass uns die Sitze rechts und links von dir haben." Ihn berühre dabei - so Schönborn -, "dass Jesus ihnen wegen ihres 'Karrierewunsches' keinen Vorwurf macht".
Der Wiener Erzbischof verglich die Situation in Galiläa vor 2.000 Jahren mit der von war Syrien heute, wo er kürzlich gewesen war und wo er von vielen Jugendlichen gehört habe, dass sie vor allem weg wollten - wegen einer besseren Zukunft, besseren Berufs- und Lebenschancen: "Wer wird jungen Menschen einen solchen Traum verargen? Kann man es den Brüdern Jakobus und Johannes übelnehmen, dass sie sich Zukunftshoffnungen machten, als sie anfingen, mit Jesus zu gehen? Auch damals war die Lage in Galiläa düster und aussichtslos, wie heute im benachbarten Syrien. Jesus war für sie der große Hoffnungsträger. Immer deutlicher sahen sie in ihm den verheißenen Messias."
Die Jünger Jakobus und Johannes hätten gerne diesen Aufstieg erlebt und davon mitprofitiert. "Etwas im Leben werden zu wollen ist keine Schande. Das wünschen sich Eltern für ihre Kinder, und junge Menschen träumen davon. Jesus sagt den beiden nur ganz nüchtern: 'Ihr wisst nicht, um was ihr bittet.' Das gilt für alle jugendlichen Erfolgsträume. Es ist leicht, von einer Karriere zu träumen. Die Realität sieht anders aus. Ob du Spitzensportler, ein guter Handwerker, ein erfolgreicher Arzt oder Musiker werden willst, immer ist der Weg dahin mit viel Disziplin, mit Opfern verbunden. Von Opfern spricht auch Jesus mit den Worten vom Kelchtrinken und Getauftwerden, beides Bilder für das ihm bevorstehende Leiden", so der Kardinal.
Deshalb bedeuteten die "Ehrenplätze" neben Jesus vor allem die Bereitschaft, an seinem Geschick teilzunehmen, also auch an seinem Leiden. "Jesus erinnert uns daran, wer die wirklich Großen sind: die, die sich zu Dienern der anderen machen. Sie sind die eigentlichen Hoffnungsträger, überall, besonders in der Not", schreibt Schönborn im Kommentar.
Quelle: kathpress