Lackner hofft auf breite Synoden-Beteiligung: "Zeit der Gnade"
Erzbischof Franz Lackner hat alle Katholiken zur breiten Beteiligung am "Synodalen Prozess" aufgerufen. Für die Katholische Kirche sei das auf zwei Jahre angesetzte Reformprojekt eine "Zeit der Gnade", sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz am Montagnachmittag gegenüber Radio Salzburg. Der von Papst Franziskus ausgerufene Zuhör- und Dialogprozess sei darauf ausgerichtet, "dass Menschen ihre Freuden, Sorgen, Ängste und großen Fragen zum Ausdruck bringen und auch gehört werden" - und zwar auf allen Ebenen und ohne thematische Einschränkungen, so der Salzburger Metropolit.
Lackner hatte bereits in der Vorwoche in einem Brief an die Salzburger Gläubigen für die Beteiligung an einer Fragebogenaktion geworben und dann die Synode auf Ebene der Erzdiözese mit einem Vespergottesdienst am Sonntagabend im Salzburger Dom offiziell eröffnet. Leitmotiv für die Synode in Salzburg ist "Gib dem Glauben eine Stimme!".
Papst setzt neue Maßstäbe
Deutlich erkennbar wolle Papst Franziskus durch den Synodalen Prozess "mit seinem Herz und Ohr ganz nah bei den Menschen" sein, erklärte Lackner. Das vorgegebene Zeitbudget sei allerdings "sehr engagiert". Alles müsse schnell gehen: Etwa in Salzburg endet die Befragung am 7. Dezember, ehe dann ein Bericht dazu verfasst wird und im Jänner - ebenfalls auf Diözesanebene - eine vorsynodale Versammlung tagt. Bis April wird das Thema auf Österreichebene diskutiert, der Bericht davon kommt dann auf Kontinentalebene, ehe schließlich im Herbst 2023 die Bischofssynode in Rom angesetzt ist. "Hoffen wir, dass der Papst dann auch die Schlüsse daraus zieht", so der Erzbischof.
Grundsätzlich gebe es bei der Synode kein Thema, dessen Diskussion a priori ausgeschlossen worden sei, unterstrich Lackner. "Alles, was aus unserem Glaubensverständnis und -bemühen wichtig ist, soll Platz bekommen, um gehört zu werden. Nichts ehrlich Gefühltes und auch nichts Erlittenes soll ausgespart werden." Er sei überzeugt davon, dass Papst Franziskus mit seinem Papsttum und auch mit der Synode Spuren hinterlassen werde und bereits jetzt "neue Maßstäbe gesetzt hat, die man nicht mehr vom Tisch wischen kann".
Gleichzeitig wolle er nicht überzogene Reformhoffnungen nicht wecken, gab Lackner zu verstehen. Er bitte alle Gläubigen inständig darum, sich zumindest um Verständnis zu bemühen, "dass wir nicht von heute auf morgen den Kurs gänzlich wechseln können". Die Katholische Kirche sei "kein Parlament und kein Verein, sondern ein organisches Ganzes" und habe in Jesus Christus ihren Ursprung, aus dem es die Zukunft zu gestalten gelte. "Kommt es zu Änderungen, so wird dafür vieles zusammenspielen: Die Not und der Wunsch der Menschen, die weltkirchliche Dimension - denn wir sind eine große Weltfamilie - und auch der Heilige Geist", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Er rechne fest damit, dass die Synode auch einen "spirituellen Drive" entwickeln werde.
Auch Graz befragt Gläubige
Auf der Grazer Murinsel startete die Diözese Graz-Seckau mit einer Wort-Gottes-Feier am Sonntag in den synodalen Prozess. Unter dem Motto "Gemeinschaft - Teilhabe - Sendung" sei es nun in der ersten Phase das Ziel, bis zum kommenden Frühjahr mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen und Eindrücke über die Sorgen und Wünsche zu erhalten, hieß es in einer Aussendung der Diözese am Sonntag. "Wir hoffen auf viel Beteiligung, um ein umfassendes Stimmungsbild aus unserer Diözese zu bekommen", sagte Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, der sich mit vielen Gruppen persönlich treffen wird.
Alle Steirerinnen und Steirer seien eingeladen, bei der Befragung mitzumachen und sich an den Diskussionen zu beteiligen - etwa durch das Ausfüllen eines Fragebogens, der auf der Website der Diözese Graz-Seckau (www.katholische-kirche-steiermark.at/synode) sowie in den Pfarren zu finden ist. Im Anschluss wird in einer vorsynodalen, diözesanen Versammlung über die Eingaben beraten. Die Beratungen der steirischen Kirche werden über den die Synode hinaus den Weg der Diözese in die Zukunft mitprägen, heißt es aus Graz.
Scheuer: Papst will "neuen Stil"
Auch in Linz war am Sonntag im Mariendom die Synode das Thema. Papst Franziskus wolle mit dem von ihm gestarteten Prozess kein "Zusammen-Sitzen", sondern den Wegcharakter der Kirche unterstützen, sagte Diözesanbischof Manfred Scheuer bei einem Gottesdienst mit Religionslehrerinnen und -lehrern. Worum es dem Pontifex gehe, sei ein "neuer Stil kirchlichen Lebens und des Zugehens auf die Menschen in der Welt". Der Dialog in Kirche und Gesellschaft müsse dabei stärker gesucht werden, mit der Zivilgesellschaft und mit anderen Konfessionen und Religionen.
Für diesen neuen Stil habe der Papst zahlreiche Gesprächsimpulse geliefert, hielt Scheuer fest. Die Art des Redens, die Vorurteile und zugelegten Argumentationsmuster gelte es zu hinterfragen und Kritik stärker als bisher zuzulassen, "sogar von 'Fernstehenden'", so der Bischof. Das Auftreten und die Wahrnehmung von Kirche in den Medien, in der Öffentlichkeit und am Stammtisch sollten geprüft werden - auch mit der Frage: "Treten wir für den Glauben ein und bekräftigen wir das auch durch glaubwürdiges Handeln?"
Besonders im Zuge der Corona-Maßnahmen seien auch die Feste und das gemeinsame Feiern des Glaubens im Gottesdienst Thema geworden, so Scheuer weiter. Auch das Zusammenspiel von Pfarren, Religionsunterricht und diözesanen Einrichtungen, Formen der Unterstützung wie Aus- und Fortbildung, damit Gläubige mehr Verantwortung übernehmen können, sowie die Formen von Entscheidungsfindung in "Klarheit, Transparenz und Partizipation" sollten im Synodalen Prozess untersucht und besprochen werden.
Quelle: kathpress