Initiative: Prostitution nicht vereinbar mit Menschenwürde
Prostitution ist nicht vereinbar mit Menschenwürde. Das war der Tenor einer Veranstaltung in Linz, zu der die Initiative "Aktiv gegen Menschenhandel - aktiv für Menschenwürde in OÖ" geladen hatte. Tausende Männer würden allein in Oberösterreich täglich Sex von Frauen kaufen, die zu rund 90 Prozent aus dem Ausland kommen. Immer klarer werde dabei, dass sich häufig Frauenhandel und sexuelle Ausbeutung dahinter verbergen. "Dass es im 21. Jahrhundert einen lukrativen Markt für die 'Ware Frau' gibt, zum definierten Zweck sexueller Ausbeutung, darf nicht länger hingenommen werden", fordert Sr. Maria Schlackl. Sie gehört dem Orden der Salvatorianerinnen an und hat 2014 die Initiative gegründet, die gegen Gewalt an Frauen, Zwangsprostitution und Menschenhandel kämpft.
Schlackl machte darauf aufmerksam, dass Menschenhandel der finanzkräftigste und am schnellsten wachsende Zweig des organisierten Verbrechens sei. Ihr Appell in Richtung politischer Entscheidungsträger: "Es braucht ein entschiedenes, vernetztes und beherztes Vorgehen aller damit befassten Disziplinen, von Verantwortungsträgern des öffentlichen Lebens, von NGOs auf lokaler, nationaler und auf europäischer Ebene." Es sei Zeit, das vom Europäischen Parlament geforderte Nordische Gesetzesmodell endlich auch in Österreich zu diskutieren und einzuführen, so Schlackl: "Nur so kann Frauenhandel eingedämmt werden."
Das Modell hat seinen Ursprung in Schweden und besteht aus drei Bestandteilen: der Entkriminalisierung der Prostituierten, der Kriminalisierung der Sexkäufer und Betreiber sowie der Finanzierung von Ausstiegsprogrammen für Prostituierte.
"Prostitution ist die älteste Form der Ausbeutung. Viele der Betroffenen sind sowohl körperlich als auch psychisch traumatisiert", erläuterte Inge Bell, Menschenrechtsaktivistin und stellvertretende Vorstandsvorsitzende bei "Terre des Femmes Deutschland". Es brauche Ausstiegshilfen für Mädchen und Frauen in der Zwangsprostitution, "damit sie wieder ins Leben zurückfinden".
Die Expertin plädierte wie Sr. Schlackl für das Nordische Modell und forderte eine breite gesellschaftliche Aufklärung über das Thema Prostitution: "Prostitution ist nicht vereinbar mit Menschenwürde und auch nicht vereinbar mit der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen - denn es kann nicht sein, dass ein Geschlecht das andere kauft."
Was Männer veranlasst, einseitig sexuelle Befriedigung zu kaufen, wie Männer ihre Verantwortung gegenüber diesen Frauen wahrnehmen und wer diese Männer überhaupt sind - darauf ging der Männer- und Geschlechterforscher Erich Lehner ein. Den "typischen Freier" zu charakterisieren ist laut Lehner schwierig: "Es sind Männer aller Altersklassen, jedes Familienstandes, jedes Bildungsniveaus und von verschiedensten Berufs- und Einkommensgruppen. Tatsächlich besteht hinsichtlich psychischer und gewaltbezogener Parameter kein Unterschied zur durchschnittlichen männlichen Bevölkerung."
Die Informationsveranstaltung im Hotel Kolping in Linz fand anlässlich des "Europäischen Tages gegen Menschenhandel" (18. Oktober) statt.
Quelle: kathpress