Erzbischof Lackner:
Berufen sind nicht nur Kleriker
Erzbischof Lackner:
Berufen sind nicht nur Kleriker
Auf die wichtige Rolle von Laienmitarbeiterinnen und -mitarbeitern in der Seelsorge hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner bei einer Sendungsfeier am Sonntag im Salzburger Dom hingewiesen. Allzu lange habe man unter Berufungen nur jene zum Priester- oder Ordensstand verstanden "und der Mangel, wie wir ihn seit Jahrzehnten erleben, wurde nur beklagt, dabei aber nicht gesehen, wie eine neue Tür sich auftat". Verkündigung und Seelsorge obliegen laut dem Erzbischof nicht nur Klerikern, sondern seien "gemeinsame Aufgabe des gesamten Gottesvolkes". Lackners Appell an die vier Kandidatinnen und den Kandidaten - ein zweiter neuer Mitarbeiter fehlte krankheitsbedingt: "Bemühen wir uns um gegenseitige Wertschätzung in den je verschiedenen Diensten."
Der Salzburger Erzbischof erteilte "jeglichem klerikalen Gehabe, das anderen neben sich keinen Platz lässt", eine Absage. Die Laienmitarbeiterinnen und -mitarbeiter hätten im kirchlichen Dienst wichtige und nicht nur auf Notfälle reduzierbare Aufgabe und Pflichten, sie seien getragen von gottgeschenkten Charismen. Umgekehrt sollte es nicht passieren, "dass man seitens des allgemeinen Priestertums nicht bereit ist, den sakramentalen Dienst der Priester zu unterstützen".
Lackner weiter: "Wir können es uns nicht leisten, uns gegenseitig das Leben schwer zu machen." Menschen würden in großer Zahl die Kirche verlassen, daraus entstehe eine gemeinsame Verantwortung, sich um ein Klima der Wertschätzung und des gegenseitigen Respekts zu bemühen.
Glaube ist mehr als Erkenntnis
Den Kandidatinnen und dem Kandidaten wurde bei der Feier die Heilige Schrift übergeben. "Damit mögen auch Euch Augen und Herz für das Verständnis der Schrift geöffnet werden", sagte der Erzbischof. Zugleich warnte er vor einem verkürzten Verständnis des Glaubens: Christliche Geistigkeit erinnere oft allzu sehr an die Irrlehre der Gnosis. Auch Papst Franziskus habe mehrmals auf die Gefahr hingewiesen, aus dem Glauben einen Akt der Erkenntnis zu machen, erinnerte Lackner. Es gehe aber nicht darum, gleichsam alles zu durchschauen: "Verständnis der Schrift meint eher so etwas wie ein leises Gespür, eine Ahnung, eine Sehnsucht nach der Wahrheit, die Jesus selbst ist." Diese "unaufdringliche Form der Wahrheit" gelte es in sich zuzulassen sowie neu zu entdecken.
Ein "großartiges Beispiel" für diese Haltung gebe die Mutter Gottes, erklärte der Salzburger Erzbischof. Über sie heiße es in der Bibel, sie habe den jungen Jesus nicht verstanden, als er in Jerusalem verloren ging und sich unter die Schriftgelehrten mischte. Maria jedoch habe alles in ihrem Herzen bewahrt und darüber nachgedacht. Lackners Aufforderung: "Dem Wort Gottes eine Chance geben, auch dann, wenn sich uns der Sinn nicht immer gänzlich öffnet, darauf kommt es an."