Scheuer nach Ökumene-Reise:
Kirchen müssen in Beziehung bleiben
Scheuer nach Ökumene-Reise:
Kirchen müssen in Beziehung bleiben
Ein positives Resümee haben der Linzer Bischof Manfred Scheuer, der oberösterreichische Superintendent Gerold Lehner, Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer und die Linzer Ökumene-Beauftragte Isabella Bruckner nach ihrer viertägigen Studienreise in die Schweiz gezogen. Die in der Vorwoche von der "Pro Oriente"-Sektion Linz veranstaltete Visite war im Zeichen des Dialogs der christlichen Kirchen gestanden. Auch wenn die Ökumene derzeit leider keine Hochkonjunktur erlebe, sei es wichtig, "miteinander in Beziehung zu bleiben" und das Bekenntnis und Zeugnis für Jesus Christus als "gemeinsame Mission" zu verstehen, betonte Scheuer in einem Beitrag der Linzer Kirchenzeitung (aktuelle Ausgabe).
Die Zusammenarbeit zwischen den Kirchen und Konfessionen ist derzeit insgesamt schwieriger als noch vor einigen Jahrzehnten: Diesen Eindruck hatten laut dem Bericht bei einem Höhepunkt der Reise, nämlich Besuchen im ökumenischen Zentrum in Genf mit dem Lutherischen Weltbund und dem Ökumenischen Rat der Kirchen, der dort tätige evangelische Pfarrer Benjamin Simon sowie der rumänisch-orthodoxe Theologe Vasile Octavian Mihoc vermittelt. Es gebe einen "schrecklichen Zug weg von der ökumenischen Weite zur Konzentration auf das je Eigene", erklärte Mihoc.
Ersichtlich ist diese Situation laut dem Experten einerseits an der sinkenden Anzahl seiner Kollegen am Genfer Zentrum, die mit aktuell 80 nicht einmal ein Drittel jener aus den 1970er-Jahren ausmache. Weiters hätten zwei orthodoxe Kirchen kürzlich ihren Austritt bekundet, andere ihre Mitgliedschaft ruhend gestellt. Besonders schwierig sei momentan, "dass die ethischen Fragen rund um die Homosexualität nicht zu kirchentrennenden Fragen werden", so der Theologe.
Gleichzeitig gebe es jedoch auch Aufbrüche, ergänzte Pfarrer Simon: Kirchen könnten sich dank ihrer Zusammenarbeit spürbar in die Gesellschaft einbringen, wie etwa im Sudan oder in Kolumbien. Zudem habe die Pandemie überraschenderweise ein "neues Interesse an der Ökumene" geschaffen, sichtbar durch das Anklopfen um Mitgliedschaft von Kirchen aus Afrika, die in der aktuellen Krise nicht allein sein wollten.
Pühringer betont dienende Kirche
Für Alt-Landeshauptmann Pühringer, der zugleich Vorsitzende der Linzer Sektion von "Pro Oriente" ist, geht es bei der Ökumene zwar auch um die Frage, ob Kircheneinheit eine "absolute Einheit in einer einzigen Organisation" oder aber eine "gemeinsame Klammer, die einer qualifizierten und versöhnten Vielfalt Platz gibt" ist. Noch wichtiger sei aber das gemeinsame Nachdenken, "wie die Kirche den Menschen dienen kann". Geduld sei dabei vonnöten, denn "was in Jahrhunderten auseinandergegangen ist, geht nicht in wenigen Jahrzehnten zusammen".
Beeindruckt von den Erfahrungen der Reise zeigten sich auch Superintendent Lehner und die Ökumene-Beauftragte Bruckner. Durch Ökumene "gewinnt man Freunde, Inspiration, man lernt, besser zuzuhören und miteinander zu kommunizieren", sagte Lehner. Bruckner würdigte das Bewusstsein für Ökumene auf globaler Ebene und für "unterschiedliche Formen von Reformation und Spiritualität".
Die Reise hatte die Gruppe aus Oberösterreich außer nach Genf auch nach Bern, Solothurn und Einsiedeln geführt. Programmpunkte waren vor allem Begegnungen mit Vertretern verschiedener Kirchen, darunter auch mit dem Schweizer Bischofskonferenz-Vorsitzenden Felix Gmür, Besichtigungen und gemeinsame ökumenische Feiern. Diese sollten die je eigene Sicht auf die Reformationsgeschichte erweitern, hieß es.