Linzer Diözesankommission in Rom
Ombudsfrau fordert Nachbesserung in Priesterausbildung
Linzer Diözesankommission in Rom
Ombudsfrau fordert Nachbesserung in Priesterausbildung
Die Linzer Psychotherapeutin und diözesane Ombudsfrau Christiane Sauer fordert eine stärkere Fokussierung auf das Thema Prävention von Missbrauch und Gewalt in der Priesterausbildung. Angesichts der Missbrauchskrise sollte die Auswahl und anschließende Ausbildung von Priestern mit besonderer Sorgfalt erfolgen, mahnte Sauer im Gespräch mit "Vatican News" (Freitag).
"Die Beschäftigung mit der eigenen Sexualität und der Entwicklung der eigenen Liebesfähigkeit und Verantwortlichkeit darf nicht ein einzelnes Ausbildungsmodul bleiben, sondern sollte fortlaufend in den Ausbildungsprozess eingebaut werden", so Sauer, die eine von derzeit vier Ombudsleuten in der Ombudsstelle und Kommission gegen Missbrauch und Gewalt der Diözese Linz ist. Außerdem sollten Angebote der Begleitung und Supervision für Priester ausgebaut werden.
Sauer äußerte sich am Rande einer Delegationsreise der Linzer Ombudsstelle und Kommission gegen Missbrauch und Gewalt nach Rom. Laut "Vatican News"-Bericht führte die Kommission u.a. Gespräche mit der Glaubenskongregation und dem vom Jesuitenpater Hans Zollner geleiteten "Safeguarding-Institut" an der Päpstlichen Universität Gregoriana.
Licht und Schatten bei Umgang mit Verdachtsfällen
Josef Gruber, Vorsitzender der Linzer Diözesankommissionen gegen Gewalt und sexuellem Missbrauch, betonte gegenüber "Vatican News", dass sich seit Einrichtung der Ombudsstelle und der Kommission vieles verbessert habe und man spätestens nach Aufbrechen der Missbrauchskrise inzwischen auch innerkirchlich bei dem Thema "auf offene Ohren" stoße.
Offene Baustellen ortete Gruber indes mit Blick auf die Orden: Viele würden sich "sehr kooperativ" zeigen, aber: Erlebbar seien "leider auch Ordensverantwortliche, die mauern. Und das ist für uns nicht immer ganz einfach, weil wir uns doch erwarten würden, dass die einzelnen Orden auf das, was wir rückmelden, sensibel reagieren." So komme es gerade bei Ordensgemeinschaften immer wieder vor, dass sie die von der Kommission angeforderten Stellungnahmen zu Verdachtsfällen nicht abgeben.
Umgang mit Missbrauchsvorwürfen in Österreich
In Österreich geht man in der katholischen Kirche spätestens seit 2010 einen klaren Weg der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen sowie der Präventionsarbeit. Zentraler Eckpunkt der kirchlichen Bemühungen ist dabei die 2010 von den Bischöfen österreichweit in Kraft gesetzte und zuletzt im September 2021 überarbeitete Rahmenordnung gegen Missbrauch und Gewalt. Das Regelwerk unter dem Titel "Die Wahrheit wird euch frei machen" enthält im rechtlichen Teil die Strukturen und Verfahrensabläufe, die den Umgang mit Betroffenen sowie Beschuldigten regeln, sowie die Standards für die Prävention. Die Einführung enthält Basiswissen und eine Orientierung zu Themen wie der Umgang mit Nähe und Distanz sowie zu Fragen nach Täterprofilen, den strukturellen Bedingungen sexueller Gewalt und dem Umgang mit Opfern.
Erstanlaufstelle für Opfer von Gewalt oder sexuellem Missbrauch in kirchlichem Kontext sind die in jeder Diözese eingerichteten Ombudsstellen. In jeder Diözese gibt es weiters eine Diözesankommission, die ernsthaften Verdachtsfällen nachgeht, eine möglichst umfassende und objektive Beurteilung des Sachverhalts gewährleisten soll und in Folge den Bischof bei der Entscheidung über die weitere Vorgehensweise berät. Über finanzielle Hilfe und Therapiekosten entscheidet die "Unabhängige Opferschutzkommission" unter dem Vorsitz von Waltraud Klasnic. Die Auszahlung der Mittel erfolgt über die kirchliche "Stiftung Opferschutz".
Hinsichtlich der Präventionsarbeit wurde gemäß der Rahmenordnung auch in jeder Diözese eine "Stabsstelle für Prävention gegen Missbrauch und Gewalt" eingerichtet. Aufgabe dieser Einrichtungen ist es, durch gezielte Information, Schulungen und Beratung die Prävention gegen Missbrauch und Gewalt zu fördern.
Quelle: Kathpress