
Kirche erinnert an seit 10 Jahren seligen NS-Märtyrer Carl Lampert
Mit Gottesdiensten und Gedenkveranstaltungen in Tirol und Vorarlberg hat die Katholische Kirche am Samstag an den vor zehn Jahren seliggesprochenen Märtyrer der NS-Zeit, Provikar Carl Lampert (1894-1944), erinnert. Lampert ist der ranghöchste österreichische Priester, der von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Der Provikar für den Tiroler Teil der damaligen Apostolischen Administrator Innsbruck-Feldkirch sei ein "Zeuge der Liebe im Hass der Zeit" gewesen, betonte der Vorarlberger Bischof Benno Elbs am Samstagabend bei einer Gedenkmesse in der Dornbirner Stadtpfarrkirche St. Martin. Dort hatte am 13. November 2011 die Feier zur Seligsprechung Lamperts stattgefunden - genau 67 Jahre nach seiner Hinrichtung durch die Nationalsozialisten.
Am Portal der Martinskirche segnete Elbs vor Beginn des Gottesdienstes eine neue "Lampert-Säule". Der selige Provikar, aber auch Märtyrer wie Franz Jägerstätter, Edith Stein oder Franz Reinisch, hätten trotz der Bedrohungen der damaligen Zeit, ihren Glauben bezeugt, erinnerte der Bischof anschließend in seiner Predigt. "In Diktatur, Gefängnis, unter Folter und schlimmsten Qualen haben sie sich eine innere Freiheit bewahrt, die ihnen die Kraft gegeben hat zum Widerstand." Carl Lampert habe ausgeharrt in Haft und Folter, "um Gottes vertrauensvolle Liebe dorthin zu bringen, wo Barbarei und Menschenverachtung herrschen".
"Christ sein kann man nicht im luftleeren Raum", fügte Elbs hinzu. Die Nachfolge Jesu sei "nie zeitenthoben, sondern immer Antwort auf den Ruf Gottes in einer konkreten Epoche und unter konkreten politischen und gesellschaftlichen Umständen". Es gebe kein Christsein abseits der Nöte und Fragen der Menschen. "Weder das Kreuz Jesu noch die Hinrichtung des seligen Carl haben das letzte Wort behalten. Heute an den seligen Carl Lampert erinnern, schließt daher die Einsicht mit ein, dass richtiges Christsein mitten in den Widrigkeiten der Zeit nicht nur möglich, sondern gefordert ist", sagte der Bischof.
"Lampert lehrt uns mit seinem radikalen Lebenszeugnis, dass es darum geht, mehr und mehr alles Gott zur Verfügung zu stellen", sagte der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler bei einem Gedenkgottesdienst am Samstag im Innsbrucker Dom. Es gelte loszulassen von Komfort und Bequemlichkeit, wenn ein konkretes Engagement dies erfordere, so Glettler. Frei von Aggression und Rache habe Lampert aus dem Evangelium heraus Widerstand geleistet. Der Glaube an Christus sei für den Provikar die befreiende Alternative zum Absolutheitsanspruch Hitlers gewesen. "Wachsamkeit und Widerstand gegenüber allem, was sich an die Stelle Gottes drängt und den Menschen besetzen will" - dies sei auch heute ganz aktuell, so der Bischof.
In der Innsbrucker Kirche "Zur ewigen Anbetung" feiert Bischofsvikar Jakob Bürgler Sonntagfrüh (8.30 Uhr) eine weitere Gedenkmesse. Gegen die Enteignung des dazugehörigen Frauenklosters durch den NS-Gauleiter Franz Hofer, der Tirol als "ersten klösterfreien Gau" errichten wollte, hatte Lampert einst heftig protestiert. In der Diözese Feldkirch gibt es noch bis in den Jänner hinein Gedenkveranstaltungen, zu denen das "Carl Lampert Forum" und das Katholische Bildungswerk Vorarlberg unter dem Titel "Verbunden - mit Carl Lampert" einladen. (Info: www.carl-lampert.at)
Der 1894 in Göfis in Vorarlberg geborene Carl Lampert wurde nach einer Zeit als Kaplan in Dornbirn-Markt 1930 nach Rom zum Kirchenrechtsstudium geschickt. 1935 berief ihn Bischof Sigismund Waitz nach Innsbruck, wo er mit dem Aufbau des kirchlichen Gerichts in der noch jungen, seit 1921 bestehenden Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch beauftragt wurde. Anfang 1939 wurde Lampert zum Provikar und somit Stellvertreter des Administrators ernannt.
Der Provikar setzte sich mutig gegen kirchenfeindliche Handlungen von NS-Gauleiter Franz Hofer zur Wehr. Nach seinem Eintreten für den ermordeten Pfarrer Otto Neururer begann für Lampert 1940 ein Leidensweg durch die Konzentrationslager Dachau und Sachsenhausen. 1941 wurde er nach Stettin verbannt, wo ihn ein Gestapo-Spitzel in eine angebliche Spionage-Affäre verwickelte. Am 13. November 1944 wurde Lampert in Halle an der Saale enthauptet.
Quelle: kathpress