Orden bieten internationale Freiwilligeneinsätze an
Fünf Ordensgemeinschaften sind in der Arbeitsgemeinschaft "ausserordentlich" zusammengeschlossen, um ihre Angebote an freiwilligen Auslandseinsätzen bekannter zu machen. Mit dabei sind die Jesuiten, Steyler Missionsschwestern, Steyler Missionare, Salvatorianer und seit Kurzem auch die Kapuziner. Die Orden geben jungen Erwachsenen die Möglichkeit, zwei bis zwölf Monate in einem von einer Ordensgemeinschaft betriebenen Sozialprojekt in Afrika, Asien, (Latein-)Amerika oder Europa mitzuarbeiten und Auslandserfahrung zu sammeln. "ausserordentlich"-Koordinatorin Laura Plochberger gab bei der Missions-Fachtagung der Ordensgemeinschaften einen Einblick in die aktuellen Aktivitäten. Die Fachtagung fand im Rahmen der Herbsttagungen der Orden statt, die am Donnerstag zu Ende gingen.
Neben den Auslandseinsätzen koordiniert bzw. organisiert die Arbeitsgemeinschaft auch Veranstaltungen in Österreich. In diesem Jahr waren dies beispielsweise die Podiumsdiskussion "Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen" im Wiener "Quo vadis" oder die Online-Veranstaltung "im Memoriam", die einen Einblick in das Flüchtlingscamp Moria bot. Für das Frühjahr 2022 sind "Sozial-Spirituelle Tage" in Wien geplant. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf dem Thema "Wohnungslosigkeit". Im Rahmen des Angebotes werden Initiativen besucht, die sich für wohnungslose Menschen engagieren. (Infos: www.ausserordentlich.at)
Staatsräson und Widerstand
Der Direktor der Katholischen Sozialakademie Österreich (ksoe), Markus Schlagnitweit, beschäftigte sich in seinem Vortrag bei der Fachtagung mit dem Thema "Staatsräson und Widerstand. Christliche Positionierung in einer pluralen Gesellschaft". "Als Salz der Erde können wir dem einem oder anderen, der Unrecht begeht, ordentlich die Suppe versalzen", brachte es der ksoe-Direktor laut einem Bericht der heimischen Ordensgemeinschaften ironisch auf den Punkt: "Wir können die Machtverhältnisse dieser Welt verändern." Konflikte müssten ausgetragen werden; das gelte auch für innerkirchliche Differenzen, schließlich sei auch Jesus Konflikten niemals aus dem Weg gegangen und habe oft Widerstand gezeigt. Aber "eines dürfen wir nie vergessen: Wir sind nur das Salz und nicht die Speise", so der Theologe und Sozialethiker.
Die Ausübung der politischen Gewalt dürfe sich immer nur im Rahmen der sittlichen Ordnung zur Verwirklichung des Gemeinwohls vollziehen, führte Schlagnitweit weiter aus. Wenn das nicht der Fall ist, dann seien Staatsbürger zur Notwehr gegen den Staat verpflichtet; Widerstandsrecht sei ein höchstrangiges Menschenrecht im Sinne des Notwehrrechts. Gegen einen demokratisch verfassten Rechtsstaat, der Grundwerte wie Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, Meinungs- und Pressefreiheit, Demonstrationsrecht oder parlamentarische Kontrolle hochhält, gebe es aber prinzipiell kein Widerstandrecht. Ausnahmen kämen dann zu tragen, wenn Tendenzen der Regierungsmacht zur Beseitigung der vorhin genannten Grundwerte erkennbar werden.
"Nichtanpassung an diese Welt"
Wie der ksoe-Direktor weiter ausführte, könne Widerstand auch als "Nichtanpassung an diese Welt" gesehen werden. Der Kampf gegen die Mächte der Sünde, des Bösen, des Todes, oder das soziale Engagement für die Armen, gegen Abtreibung, Euthanasie, aktive Beihilfe zum Suizid, Menschenhandel und Völkermord - all das könne auch als spiritueller Widerstand gesehen werden. Auch Ordensgemeinschaften seien in ihrer alternativen Lebensform mit Zeugnischarakter ein Widerstand gegen eine allzu angepasste Existenz.
Eine solche Spiritualität des Widerstandes könne letztlich auch in den politischen Widerstand führen, so Schlagnitweit. Er nannte Beispiele aus der Vergangenheit wie Dietrich Bonhoeffer oder Franz Jägerstätter, die in Opposition zum gottlosen Nationalsozialismus getreten waren.
Aber es gebe auch Beispiele aus der Gegenwart. Schlagnitweit erinnerte an Sr. Megan Rice. Die vor wenigen Wochen verstorbene US-Ordensfrau engagierte sich seit den 1980er-Jahren für den Frieden und gegen die nukleare Aufrüstung. Weil sie 2012 als damals 82-Jährige mit einer Gruppe von Atomwaffengegnern in den Nationalen Sicherheitskomplex in Oak Ridge/Tennessee eindrang, wurde sie im Februar 2014 von einem Gericht zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. In der Haft beantwortete die Ordensfrau Fanpost, die in großer Zahl in ihrer Zelle eintraf. In den letzten Jahren lebte sie in Washington und demonstrierte lange allwöchentlich vor dem Weißen Haus.
Ein weiteres von Schlagnitweit angeführtes Beispiel ist die Oberzeller Franziskanerin Sr. Juliane Seelmann. Seelmann hatte zwei Frauen aus Nigeria Kirchenasyl gewährt und war dafür Anfang Juni 2021 vom Amtsgericht Würzburg wegen Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt verurteilt worden. Die 38-jährige Ordensfrau wurde inzwischen mit dem Würzburger Friedenspreis geehrt.
Quelle: kathpress