Caritas: Steigende Anrufzahlen gegen Einsamkeit bei "Plaudernetz"
Die Caritas der Erzdiözese Wien nimmt eine aktuelle Studie der Armutskonferenz zum Anlass, um auf das im Lockdown zunehmende Phänomen von Isolation und Einsamkeit aufmerksam zu machen. Wie die Armutskonferenz registriere man aktuell auch bei der Caritas eine Zunahme psychischer Belastungen in der Bevölkerung. Das sei etwa an steigenden Anrufzahlen bei der Initiative "Plaudernetz" erkennbar. So wichtig es aktuell ist, das Virus zu isolieren, so sehr müsse man nun darauf achten, nicht auch die Menschen zu isolieren, betonte Klaus Schwertner, Geschäftsführender Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. Das Plaudernetz biete einfache Hilfe via Telefon. "Wer den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken will, muss die Einsamkeit bekämpfen", unterstrich er in einer Aussendung (Dienstag).
Die Caritas macht seit geraumer Zeit auf das drängende Thema Einsamkeit aufmerksam. Denn Einsamkeit sei bereits vor der Krise eine Zivilisationskrankheit in westlichen Gesellschaften gewesen. Allein in Österreich habe es bereits vor der Corona-Krise rund 372.000 Menschen gegeben, die niemanden für persönliche Gespräche in ihrem persönlichen Umfeld haben. Schwertner: "In der Pandemie hat sich diese Not noch einmal deutlich verschärft: Einsamkeit nimmt zu. Jung und Alt sind betroffen. Und Einsamkeit macht krank."
Petra Fasching, Projektleiterin vom Plaudernetz appellierte, keine Scheu davor zu haben, zum Hörer zu greifen und die Nummer 05 1776 100 zu wählen: Angst, Einsamkeit, Verwirrung, Müdigkeit, Hoffnungslosigkeit - der vierte Lockdown lasse viele Gefühle hochbrodeln. "Das Plaudernetz bringt seit Beginn der Krise Menschen zusammen, die sich noch nie davor gesehen oder gesprochen haben. Sie können miteinander plaudern, ihre Sorgen und Ängste loswerden und sich mit jemandem verbunden fühlen", erzählte sie. Oft helfe ein einfaches Telefonat schon enorm. "Das Plaudernetz ist für alle da, die jemanden zum Plaudern suchen", bestärkte Fasching, anzurufen.
Mehr als 18.500 Gespräche seit dem ersten Lockdown
Gemeinsam mit der Kronen Zeitung starteten Caritas und Magenta im ersten Lockdown das Plaudernetz. Entgegengenommen werden die Anrufe von Freiwilligen in ganz Österreich, die zuhören wollen. Seit Projektstart im April 2020 wurden inzwischen mehr als 18.500 Gespräche geführt. Täglich werden bis zu 100 Gespräche zwischen 12 und 20 Uhr entgegengenommen. Im Schnitt dauern die Telefonate 30 Minuten. Das Plaudernetz ist keine Krisen- oder Expertinnen- und Expertenhotline, sondern ein Plauderangebot für die kleinen und großen Gespräche, die den Menschen oft fehlen. Dabei profitieren die Plauderpartnerinnen und Plauderpartner ebenso wie Anrufende gleichermaßen von den Gesprächen.
Plauderpartnerinnen und Plauderpartner können von zu Hause aus Telefongespräche annehmen - immer dann, wenn sie Zeit und Plauderlust haben. Die Anmeldung läuft online unter plaudernetz.at/plauderpartnerinnen.
Wenn jemand wen zum Reden braucht, ist das Plaudernetz für sie da. Plaudernde sind anonym mit Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern vernetzt. Plaudernde entscheiden selbst, worüber sie reden wollen. Unter der Nummer 05 1776 100, täglich von 12 bis 20 Uhr.
Quelle: kathpress