Kalliauer: Kirche ist immer wieder Partnerin und Mitstreiterin
Die Kirche ist im Bereich Arbeit "immer wieder Partnerin und Mitstreiterin, das war sie schon bei meinen Vorgängern". Das betonte der langjährige Präsident der Arbeiterkammer (AK) OÖ, Johann Kalliauer, im Interview der Linzer "KirchenZeitung" (aktuelle Ausgabe). Die jahrzehntelange Zusammenarbeit fuße auf gegenseitigem Respekt: "Vor allem mit Bischof Aichern, aber auch den nachfolgenden Bischöfen gab es ein gutes Gesprächsklima", so der Arbeitnehmervertreter, der sein Amt im November an Andreas Stangl übergab. Als größte Erfolge wertet der 68-Jährige Projekte wie den Zukunftsfonds in Zusammenarbeit mit der Diözese Linz.
Herausragend sei die "Allianz für den freien Sonntag", die inzwischen auch über die Landesgrenzen hinaus Strahlkraft besitze. "Es sind aber oft die kleinen Dinge, die wirklich berührend waren und deshalb in Erinnerung geblieben sind", erzählte Kalliauer: "Da denke ich zum Beispiel an die Gespräche am Tag der Arbeitslosen, wo sich etwa die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung immer sehr stark einbringt." Auch die Katholische Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbewegung (KAB) sowie die Betriebsseelsorge halte er für "wichtige Ansprechpartner und eine Bereicherung". Die Kontakte bestünden teils über Jahrzehnte, man ergänze und unterstütze sich, bringe gemeinsam Dinge im Interesse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer voran.
Zur Zusammenarbeit mit Altbischof Maximilian Aichern, dem Mitbegründer der "Allianz für den arbeitsfreien Sonntag", betonte Kalliauer, es sei richtig, dass Kirche normalerweise nicht in die Tagespolitik eingreife. "Aber bei grundlegenden Themen hat sich Bischof Aichern immer zu Wort gemeldet. Ich hatte immer das Gefühl, wenn wir über Arbeitnehmeranliegen sprachen, dass er verstanden hat, worum es geht." Der Austausch mit ihm sei ein "langer Prozess" gewesen, bei dem es früher auch Skepsis seitens der Gewerkschaft gegenüber der Kirche gegeben habe, "beeinflusst beispielsweise durch die Rolle der Kirche im Austrofaschismus. Kardinal König, Fritz Freyschlag und Bischof Aichern gehörten zu den Ersten, die das durchbrochen haben". Heute sehe er die Beziehung zwischen Gewerkschaft und Kirche als "eine wachsende".
Laut Kalliauer, der als Gewerkschafter und später als AK-Präsident 45 Jahre lang die Interessen der Arbeitnehmenden vertreten hat, haben sich in der Arbeitswelt die Rahmenbedingungen "gewaltig geändert". Neben Arbeitsformen und -zeiten habe sich technisch viel weiterentwickelt, negativ wie positiv: technische Schutzvorrichtungen, Entlastung körperlicher Arbeit, aber auch mehr Zeit- und Leistungsdruck und höhere psychische Belastung. Die Grundanliegen der Menschen seien jedoch gleich geblieben, etwa ,von der Arbeit leben zu können, oder als "Hauptfinanzierer des Gesellschaftssystems" Gegenleistungen bei Krankheit und Arbeitslosigkeit zu bekommen bzw. eine ordentliche Pension.
Quelle: kathpress