Pühringer fordert mehr EZA-Mittel gegen "Skandal" Hunger
Die Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit müssen "signifikant angehoben werden", um dem "Skandal" Hunger wirksamer zu begegnen. Das hat der oberösterreichische Altlandeshauptmann und Vorsitzende der OÖ-Sektion der Stiftung "Pro Oriente", Josef Pühringer, in einem Kommentar für das "Oberösterreichische Volksblatt" (Ausgabe 11. Jänner) gefordert. Gerade Regierungen unter christdemokratischer Führung müssten hier die Initiative ergreifen, denn der während der Pandemie angestiegene Hunger in der Welt und der fehlende Wille zum Gegensteuern in reichen Ländern wie Österreich sei "ein Skandal, der täglich zum Himmel schreit!", schrieb der ehemalige ÖVP-Spitzenpolitiker seinen Parteigenossen ins Stammbuch.
Pühringer, der während seines Jus-Studiums als Religionslehrer tätig war, erinnerte an das Geläut von 3.000 Kirchenglocken am 30. Juli 2021 in ganz Österreich, das als akustischer "Mahnruf" gegen Hunger sensibilisieren sollte. Diesem von der Bischofskonferenz beschlossenen Zeichen "müssen natürlich Taten folgen". Im Sinne von "Hilfe zur Selbsthilfe" müssten Gelder bereitgestellt werden, um etwa Hungernden den Ankauf von Saatgut oder landwirtschaftlichen Geräten zu ermöglichen oder Bewässerungsanlagen zu schaffen.
Betroffene sollten sukzessive zu "Selbsterhaltern" werden, denn laut Caritas sind 70 Prozent der von Hunger betroffenen Menschen Kleinbauern, wies Pühringer hin. Aber auch Maßnahmen im Bereich Bildung, Hygiene und im Sanitärbereich seien vorrangig zu finanzieren.
Weg von der "Überfluss-Mentalität"
Eine Richtungsänderung forderte der jetzt in der ökumenischen Stiftung "Pro Oriente" engagierte Ex-Landeshauptmann aber nicht nur von der heimischen Politik, die vom deklarierten Ziel, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit bereitzustellen, seit Jahrzehnten weit entfernt ist. Pühringer prangerte auch die Lebensmittelverschwendung und die dahinter liegende Haltung an: Jährlich würden in Österreich so viele Lebensmittel weggeschmissen, dass man die Bevölkerung von Graz damit ernähren könnte. "Keine Frage: Immer werden mal Lebensmittel 'schlecht', die man entsorgen muss", räumte Pühringer ein; "aber die weitaus größere Menge dieses 'Wohlstandsmülls' entsteht durch Achtlosigkeit, Gleichgültigkeit und Überfluss-Mentalität!"
Pühringer forderte mehr Öffentlichkeitsarbeit dahingehend, dass - beginnend bei den Kindern - die Ehrfurcht vor dem täglichen Brot und dessen Stellenwert wieder gestärkt werden.
Die Dringlichkeit seiner Forderungen unterstrich der 72-Jährige mit folgenden Zahlen: Durchschnittlich alle 13 Sekunden stirbt irgendwo auf der Welt ein Kind an den Folgen von Hunger. Die Zahl der hungernden Menschen stieg während der Corona-Pandemie auf 800 Millionen Menschen. Mit nur 20 Euro könnte man drei Monate lang ein Kind mit Milchzusatzbrei ernähren und vor dem Tod bewahren, berief sich Pühringer auf die Caritas. "Jeder, jede Mutter, jeder Vater, alle Großeltern, müssten eigentlich vor dieser Tatsache schaudern! Doch das Leid ist eben tausende Kilometer entfernt."
Quelle: kathpress