Medien würdigen Journalistin Coudenhove-Kalergi zum 90er
Österreichs Kirchenzeitungen haben Barbara Coudenhove-Kalergi zu ihrem 90er gewürdigt. Die am 15. Jänner 1932 in Prag geborene Journalistin war lange Zeit Osteuropa-Expertin im ORF, schrieb bei verschiedenen Zeitungen und ist weiterhin Kolumnistin im "Standard". Daneben engagierte sie sich lange Zeit bei der Caritas-Flüchtlingshilfe, war Mitbegründerin der Initiative "Land der Menschen" und wurde für ihr Werk mehrfach ausgezeichnet. Sie sei eine "feinfühlige Intellektuelle", hieß es in der Kirchenzeitungs-Kooperationsredaktion (aktuelle Ausgabe) über eine der profiliertesten Journalistinnen des Landes.
Coudenhove-Kalergi sei "im Beruf Zeitzeugin", nahm der Beitrag auf die 2015 in Buchform ("Zuhause ist überall") veröffentlichte Biografie der Publizistin Bezug. Mit 13 wurde sie mit ihrer aus deutschsprachigem Adel stammenden Familie 1945 aus Prag vertrieben und flüchtete nach Österreich, erlebte dann als Journalistin 1980 in Polen die Gründung der Gewerkschaft Solidarnosc, 1989 den Mauerfall und kurze Zeit später den Beginn der Samtenen Revolution in der Tschechoslowakei. Bis heute behandelt Coudenhove-Kalergi in ihren Kolumnen auch Kirchenthemen wie etwa zuletzt die Weltsynode. "Mehr noch als die Missbrauchsskandale ... beschäftigt viele Katholiken die Tatsache, dass die Kirche für immer mehr Menschen einfach nicht mehr relevant ist", komme sie dabei zum Schluss.
Auch in der "Furche" (aktuelle Ausgabe) war Coudenhove-Kalergi lange Zeit Kolumnistin. Von der Wochenzeitung wurde sie zu ihrem Geburtstag als eine Anwältin der "Schwächeren" gewürdigt, die weit über ihre Meriten als "Osteuropa-Expertin" hinaus stets "vermutlich die richtigen Fragen" gestellt habe und somit zu einer "unverzichtbaren Stimme" geworden sei. Was die Journalistin auszeichne, sei eine "äußerst gesunde Feindschaft gegen Dogmen" und eine "Freundschaft zu einer ruhigen und überdachten Menschlichkeit".
Kirchenaustritt keine Option
In einem Geburtstags-Interview mit dem "Falter" (aktuelle Ausgabe) kam die Journalistin auch auf ihre Religiosität zu sprechen. Auch wenn derzeit eindeutig eine "Kirchenkrise" im Gange sei, habe sie nie an einen Kirchenaustritt gedacht, denn: "Aus der katholischen Kirche tritt man nicht aus. Das gehört zu meiner Identität. Ich kann auch aus meiner Familie nicht austreten." Sie sei katholisch sozialisiert. "Die meisten meiner Freunde haben mit dem lieben Gott nicht so viel am Hut. Aber ich glaube, alle wären traurig, wenn der Stephansdom nur mehr als Touristenattraktion diente", zeigte sie sich überzeugt.
Bestärkt sehe sie sich in Papst Franziskus, der für seine Grundhaltung, "dass man Flüchtlingen helfen soll, egal, wo sie herkommen", auch oft angefeindet werde, sagte die selbst etwa durch Deutschunterricht für diese Gruppe Engagierte. Ihren Erfahrungen nach seien die Menschen, "die diese furchtbaren Fluchtwege auf sich nehmen", oft sehr willensstark hätten große Begabungen und Potenzial. Sie könnten gute österreichische Bürger sein, wobei Integration nicht bedeute, "dass Menschen ihre afghanischen oder syrischen Wurzeln abschneiden", betonte Coudenhove-Kalergi.
Quelle: kathpress