Kirchen: Beim Klimaschutz darf es kein Nachlassen geben
Beim Klimaschutz darf es auch angesichts anderer großer Herausforderungen kein Nachlassen geben. Das war der Tenor der jüngsten Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), wie einem aktuellen Bericht auf der ÖRKÖ-Website (www.oekumene.at) zu entnehmen ist. Berichte aus den Kirchen über Klimaschutzmaßnahmen, basierend auf einem christlichen Verständnis von Welt und Mensch, standen im Mittelpunkt des inhaltlichen Teils der Vollversammlung.
Die drei Evangelischen Kirchen in Österreich (Lutherische, Reformierte und Methodistische Kirche) haben das Jahr 2022 als "Jahr der Schöpfung" ausgerufen. Es hat mit dem 1. Advent 2021 begonnen und wird als Zukunftsjahr und Aktivjahr begangen, wie Andrea Sölkner, lutherische Kirchenrätin für Kirchentwicklung und Mitglied der Koordinierungsgruppe des Schöpfungsjahres, berichtete. Bis spätestens 2040 will die Evangelische Kirche in Österreich klimaneutral sei. Bis 2023 soll dazu auch ein umfassendes Klimaschutzkonzept auf dem Tisch liegen.
Einige Eckpunkte, die nötig sein werden: Die Verwendung von 100 Prozent Ökostrom. Bis 2030 müssen auch die letzten Ölheizungen in kirchlichen Gebäuden Geschichte sein. Es braucht eine Änderung des Mobilitätsverhaltens. Für die Pfarrgemeinden gibt es ein umfangreiches Energieberatungsangebot. Zahlreiche Workshops, aber auch spirituelle Angebote, die die praktischen Bemühungen in den umfassenderen Kontext einer Schöpfungstheologie und Schöpfungsspiritualität stellen, gehören ebenso zum Angebot, so Sölkner: "Es geht um unsere Zukunft und um die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder. Es geht um Aufbruch und neue Gewohnheiten, die dem Klima guttun." Für das aktuelle Schöpfungsjahr gibt es auch eine eigene Website: https://evang.at/projekte/schoepfung2022/
Klimaschutz in der Orthodoxen Kirche
Der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura gab einen Einblick in die ökologischen Bemühungen seiner Kirche. Für die 25 rumänischen Kirchengemeinden in Österreich wurde ein umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen. Dieses zielt u.a. auf einen Wechsel zu Ökostromanbietern, ökologische Kinder- und Jugendkurse bzw. -projekte, und eine konsequente Abfallvermeidung bzw. -trennung ab. Auch der Einbau von Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen in kirchlichen Einrichtungen ist Teil des Maßnahmenpakets. Die orthodoxen Gläubigen werden auch zur vermehrten Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel aufgerufen.
Eine Besonderheit in der Orthodoxen Kirche: "Die Fastenpraxis für unsere orthodoxen Christen mit mindestens 220 veganen Tagen pro Jahr stellt einen konkreten Beitrag für die Bewahrung der Natur dar und sollte auch aus diesem Blickwinkel betrachtet werden", so Bischofsvikar Dura.
Eindringlich mahnte Dura in der Klimadebatte die Generationengerechtigkeit ein. "Nachhaltigkeit, Schöpfungsverantwortung und gelebter Umweltschutz sollten zur DNA aller Menschen und besonders religiöser Menschen gehören." Auch in der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich werde das Thema immer wichtiger, so Dura.
Klimaschutz in der Katholischen Kirche
Markus Gerhartinger wies auf einige Meilensteine in der Katholischen Kirche hin. 2019 habe etwa die Bischofskonferenz beschlossen, Kirchenvermögen aus allen Unternehmen abzuziehen, die fossile Energieträger fördern. Österreich sei damit erst die dritte Bischofskonferenz weltweit, die diesen Schritt gesetzt habe.
Seit 2020 gibt es auch eine gemeinsame Arbeitsgemeinschaft aller Diözesen, der Orden und weiterer Einrichtungen wie der Caritas, bei der gemeinsame Strategien zum Klimaschutz festgelegt werden. Ein Vorschlag, der auf dem Tisch liegt: Zwei Prozent der Kirchenbeitragseinnahmen sollten für ökologische Maßnahmen zweckgewidmet werden. Fünf Diözesen seien bisher auch bereits dem Klimabündnis beigetreten. Gerhartinger ist Umweltbeauftragter der Erzdiözese Wien und Sprecher der kirchlichen Umweltbeauftragten Österreichs, Markus Gerhartinger.
Ökumenische Zusammenarbeit
Ausdrücklich würdigten Gerhartinger und Sölkner die gute Zusammenarbeit zwischen der Katholischen und Evangelischen Kirche; in der gemeinsamen Konferenz wie auch bei gemeinsamen Aktionen. Die bekannteste und auch derzeit laufende sei wohl die Aktion "Autofasten".
Gerhartinger wies auch auf die Initiative "Religions for Future" hin, die sich im Sog der "Fridays for Future"-Bewegung gebildet hat und in die weltweite Aufbruchsbewegung für mehr Klimaschutz die religiöse Komponente hineinbringen will. Die nächste Möglichkeit dazu bietet sich am 25. März. An diesem Freitag wird wieder weltweit für das Klima demonstriert.
Infos: www.oekumene.at
Quelle: Kathpress