Schönborn-Appell zu Waffenruhe am orthodoxen Osterfest
Kardinal Christoph Schönborn hat sich den Appellen des Papstes und anderer Stimmen zu einer Waffenruhe am orthodoxen Osterfest in der Ukraine angeschlossen. "Osterglockengeläut statt Bombeneinschläge" wäre ein "Hoffnungszeichen in diesem schrecklichen Krieg", schrieb der Wiener Erzbischof in seiner Freitag-Kolumne in der Gratiszeitung "Heute" (22. April). Er stellte fest, dass - trotz konkurrierender Kirchen - die orthodoxen Christen in Russland und in der Ukraine denselben Glauben haben, sich aber im Krieg miteinander befinden. "Wird eine echte Feuerpause eingehalten, wenn die Auferstehungsgottesdienste gefeiert werden?", so die bange Frage Schönborns.
Der Kardinal verwies auf die beachtliche Präsenz der Orthodoxie auch in Österreich; schätzungsweise eine halbe Million orthodoxe Christen lebten im Land. Ihre Herkunftsländer seien Griechenland, Rumänien, Bulgarien und vor allem Serbien. Zu den östlichen Christen zählen auch die Kopten aus Ägypten, die laut Schönborn "eine sehr lebendige Gemeinschaft bilden", sowie die oft als Flüchtlinge nach Österreich gekommenen Syrisch-Orthodoxen. Und natürlich gebe es hierzulande auch Russisch-Orthodoxe sowie die ukrainischen Orthodoxen, Letztere auf der Flucht vor dem Krieg.
Sie alle feiern am Sonntag ihr Osterfest nach dem alten Julianischen Kalender, erläuterte der frühere Hochschullehrer für ostkirchliche Theologie. Sie alle begingen das höchste christliche Fest des Jahres "besonders feierlich", mit der Grußformel "Christus ist auferstanden" und der Antwort darauf: "Er ist wahrhaft auferstanden".
Auch Papst und Weltkirchenrat appellieren
Von Papst Franziskus war am Donnerstag bekannt geworden, dass er einen UN-Aufruf für einen Waffenstillstand in der Ukraine anlässlich des orthodoxen Osterfestes unterstützt. Die Verantwortlichen sollten den "Schrei der Menschen nach Frieden hören". Auch der ukrainische griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk stellte sich hinter den Appell. Und der weltweite Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) rief das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, den Kreml-freundlichen Moskauer Patriarchen Kyrill dazu auf, sich dafür stark zu machen, dass die Waffen wenigstens während der Auferstehungsgottesdienste schweigen.
Da die orthodoxe Kirche der Kalenderreform unter Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 nicht folgte, feiern Ost und West zumeist an unterschiedlichen Terminen. In diesem Jahr fällt das orthodoxe Osterfest auf den 24. April.
Quelle: Kathpress