Pflege: Caritas legt Finanzierungsplan für Ausbildung vor
Die Caritas hat einen Finanzierungsplan für eine österreichweite Vereinheitlichung bei der Ausbildung im Bereich Pflege und Sozialbetreuung vorgelegt. Caritas-Österreich-Präsident Michael Landau sieht einen jährlichen Bedarf an öffentlichen Mitteln von knapp 200 Mio. Euro für die Übernahme aller Ausbildungskosten und Boni für die jetzt teilweise gratis Praktika absolvierenden Auszubildenden bzw. jene Fachkräfte, die Praxisanleitungen geben. Eine Attraktivierung der Pflegeberufe sei dringend gefordert, urgierte Landau in einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien. "Wenn die Politik nicht endlich geschlossen und entschlossen handelt, dann bewegen wir uns von einer Pflegekrise auf eine Pflegekatastrophe zu."
Mit Landau am Podium: Ernst Sandriesser, Direktor der Caritas Kärnten, Thomas Körbler, Leiter des "Hauses Markus" der Caritas Kärnten sowie die in Ausbildung befindlichen Tabea Merkinger und Magdalena König von der Höheren Lehranstalt für Sozialbetreuung und Pflege (HLSP) in Gaming (NÖ).
Die seit Jahren von der Regierung angekündigte Pflegereform friste ein Dasein als "Papiertiger", stattdessen werde der "Fleckerlteppich" an lokalen Initiativen, die die Bundesländer selbstständig setzen, immer größer, ärgerte sich Landau, der vor bereits 16 Jahren erstmals einen Nationalen Aktionsplan zur Pflege gefordert hatte. Es gelte nach Jahren des Zauderns "endlich von Reden zum Tun zu kommen".
Denn die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage sei ungebrochen groß, die Pandemie habe die Pflegekrise nochmals verschärft. "Die Mitarbeitenden leiden unter dem Personalengpass, viele sind ausgelaugt und erschöpft", wies der Caritas-Präsident hin. Auch die pflegenden Angehörigen seien vielfach am Ende ihrer Kräfte und bräuchten dringend Unterstützung - etwa in Form von mobiler Pflege und Betreuung. Gleichzeitig steige die Einsamkeit in der Bevölkerung. Laut Caritas werden bis 2030 bis zu 100.000 Pflege- und Betreuungskräfte fehlen, 500.000 Menschen würden auf Betreuung und Pflege angewiesen sein, betroffen seien auch eine Million Angehörige. Es handle sich somit um ein zentrales Zukunftsthema.
"Das muss es Österreich wert sein!"
Es brauche jetzt eine "bundesweit akkordierte Ausbildungsoffensive" und eine gezielte Attraktivierung des Berufsbildes, forderte Landau die Umsetzung dreier Schritte: Erstens müssten sämtliche Ausbildungen im Pflege- und Sozialbetreuungsbereich bundesweit für die Auszubildenden kostenlos sein - egal, ob diese in Fachhochschulen, Schulen für Sozialbetreuungsberufe oder Kursen absolviert werden. Ein finanzieller Bonus für alle Auszubildenden, gestaffelt nach Lebenssituation, solle zweitens den Einstieg in die Ausbildung ermöglichen und gerade auch Um- und Quereinsteiger ansprechen. Die Caritas rechnet hier mit einem Jahresbedarf von 171 Mio. Euro. Um die Qualität der Praxisausbildung seitens der Träger hochzuhalten, brauche es drittens einen Bonus für die Praxisanleitung. Zu den insgesamt jährlich erforderlichen 193,7 Mio. Euro meinte Landau: "Das muss es Österreich wert sein!"
Der Kärntner Caritas-Direktor Ernst Sandriesser forderte auch öffentliche Investitionen, die gemeinnützigen Organisationen beim Auf- und Umbau von Schulinfrastrukturmaßnahmen zugutekommen sollen. Die Caritas-Schulträger rechnen hierfür mit einer erforderlichen Summe in der Höhe von 150 Millionen Euro. Sandriesser wies auf die Standorte in ganz Österreich hin, an denen die Caritas Pflegekräfte und Sozialbetreuerinnen für ein Pflegesystem mit Zukunft ausbildet. In verschiedenen Schultypen und vielfältigen Schwerpunkten könnten sich Schüler ebenso wie Umsteiger bzw. Quereinsteigerinnen qualifizieren. Die Sozialbetreuung ergänze die Pflege und sei "ganz stark Beziehungsarbeit", so der Caritas-Direktor.
Nach seinem Zivildienst kam Thomas Körbler auf den Geschmack einer sinnvollen Arbeit, wie der jetzige Leiter eines Caritas-Hauses für Behinderte in Treibach-Althofen (Kärnten) erzählte. Freilich habe er in seiner Ausbildung vor zehn Jahren Hindernisse erlebt, die immer noch bestünden: Der damalige Jungvater habe keinerlei Abgeltung für die geforderten Praktika erhalten. "Die Gesellschaft klatscht, aber es fehlt an Entschädigung", so Körbler. Den unmittelbar anwendbaren Praxisbezug ihrer Ausbildung an der HLSP Gaming unterstrichen auch Tabea Merkinger und Magdalena König, ebenso den Wunsch nach einer Honorierung der dabei geleisteten Arbeit.
Bewerbungen werden aktuell an den einzelnen Caritas-Schulstandorten entgegengenommen. (Info: www.caritas-schulen.at)
Quelle: kathpress