Graz: Großes Fest zum 20-Jahr-Jubiläum der Notschlafstelle VinziTel
Die Notschlafstelle VinziTel in Graz besteht seit 20 Jahren. VinziWerke-Gründer Pfarrer Wolfgang Pucher konnte bei der Jubiläumsfeier am Freitag im Pfarrsaal St. Vinzenz höchste politische Promienz begrüßen. Gekommen waren u.a. Vizekanzler Werner Kogler, die steirischen Landesrätinnen Juliane Bogner-Strauß und Doris Kampus, der Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr, Generalvikar Erich Linhardt, Superintendent Wolfgang Rehner, Caritas-Direktor Herbert Beiglböck und die stellvertretenden Direktorinnen Nora Tödtling-Musenbichler und Petra Prattes sowie Elisabethinen-Geschäftsführer Christian Lagger.
Als das VinziTel am 21. März 2002 seine offizielle Eröffnung feierte, waren bereits die ersten zehn Bewohner eingezogen. Sie gehörten zu einer Zielgruppe, die zu diesem Zeitpunkt in der Stadt Graz als "problematisch" angesehen war: junge Menschen, viele von ihnen von Opioiden abhängig, die den Großteil ihres Tages im öffentlichen Raum, verbrachten. Unter der Leitung von VinziWerke-Gründer Pfarrer Wolfgang Pucher wurde die Vinzenzgemeinschaft Leopoldinum gegründet, die als Trägerin der "Notschlafstelle mit 5 Herzen" agieren würde. 5.358 Menschen bekamen in den vergangenen 20 Jahren ein "kurzes Zuhause" geschenkt. Seit 1. Oktober 2017 ergänzt das Projekt "Solido" das Angebot des VinziTel. Ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner werden in ihren eigenen vier Wänden weiterbetreut. In den ersten fünf Jahren waren das immerhin 46 Personen.
In der Vinzenzgemeinschaft stehe der Mensch im Mittelpunkt, so Vizekanzler Kogler: "Man kann vermuten, dass es die Aufgabe des Staates sei, für das Glück des Einzelnen zu sorgen. Doch es sind auch private, kleine Initiativen, die mit Nächstenliebe und Menschenliebe vieles auf die Beine stellen können. Und das bewundere ich."
"Das VinziTel sorgt seit 20 Jahren dafür, dass Menschen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, eine Unterkunft, Versorgung mit dem Notwendigsten und psychosoziale Unterstützung erhalten", würdigte Sozialminister Johannes Rauch in einem Grußwort das Projekt. Sein Dank gelte Pfarrer Wolfgang Pucher, "ohne dessen unermüdliches Engagement es die VinziWerke nicht geben würde und allen engagierten hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sowie allen Unterstützerinnen und Unterstützern".
Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß sagte: "Gott sei Dank gibt es das VinziTel. Hier komme ich an, werde angenommen. Und hier werde ich auf mein weiteres Leben vorbereitet, in dem ich zuvor den Halt verloren habe." Die Vinzi-Aktivitäten seien die Antwort auf Einsamkeit, schenkten den Menschen ein Dach über dem Kopf und würden ihnen ihre Würde zurückgeben, ergänzte Soziallandesrätin Doris Kampus.
Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr sprach vom "Menschenrecht auf Wohnen". Eine Wohnung, die sauber ist und in der man sich wohlfühlt, werde von vielen als Selbstverständlichkeit gesehen. Doch das entspreche leider nicht der Realität, hier sei die Politik in eine Schieflage geraten. Die VinziWerke agierten genau so, wie es sein sollte, so Kahr: "Egal, ob Mann oder Frau, egal welcher Religion oder Einstellung, hier erfahren alle menschliche Wärme."
Sie habe selbst vor Jahren ehrenamtliche Dienste im VinziTel verrichtet, erzählte Kahr: "Der Eindruck, den die Kolleginnen und Kollegen auf mich gemacht haben, hat sich eingeprägt - der Umgang miteinander mit Menschlichkeit. Und das stellt die große Stärke der Vinzenzgemeinschaft dar: Zusammenhalt, das Schaffen eines Zuhauses, die Gemeinschaft. Wenn ich sie politisch nicht bereits hätte, würde sie hier liegen."
Der ehemalige Verkehrsminister und steirische Wohnbaulandesrat Michael Schmid erinnerte sich schließlich zurück: "Wenn wir ein Projekt von Pfarrer Pucher gefördert haben, dann wusste ich, dass er sich mit dem Geld keine Jacht kaufen würde, sondern jeder Schilling in die Unterstützung der Menschen in Not fließen würde. Überhaupt bin ich der Meinung, dass man eine neue Einheit einführen könnte, um Herzlichkeit zu messen: 1 Pucher."
Nach 20 Jahren Nutzung sind die Bäder der 12 Zimmer im VinziTel stark sanierungsbedürftig. Die Verantwortlichen rechnen mit Sanierungskosten in der Höhe von rund 40.000 Euro und hoffen auf die tatkräftige Unterstützung von zahlreichen Spendern. (Spendenkonto AT23 2081 5022 0040 5534)
Quelle: kathpress