Diözese Graz-Seckau startet Projekt "Qualität im Gottesdienst"
Die Diözese Graz-Seckau startet einen Arbeitsschwerpunkt für qualitätsvolle gottesdienstliche Feiern. Da es laut Aussendung der Diözese (Donnerstag) im Jahr 2021 Unstimmigkeit über das Feiern von Gottesdiensten gab und dieses Thema auch bei der synodalen Befragung, die im Jänner abgeschlossen wurde, aufgekommen war, wurde nun das Projekt "Qualität im Gottesdienst" gestartet. Dazu hat die Diözese eine Umfrage eingerichtet, was einen qualitätsvollen Gottesdienst ausmacht. Die Umfrage ist anonym, bis Ende Juni ist die Teilnahme unter www.katholische-kirche-steiermark.at/umfrage möglich. Um neue Formen von Gottesdiensten und Ritualen geht es zudem am 2. Juli von 9 bis 16.30 Uhr im Congress Leoben. Informationen dazu gibt es unter https://www.katholische-kirche-steiermark.at/ideenschmiede.
Eine erste Annäherung an das Thema fand unlängst statt, als der evangelische Theologe Folkert Fendler auf Schloss Seggau über die "ars celebrandi", also die Kunst des Feierns referierte und erläuterte, wie Gottesdienst wirken kann. Fendler war einige Jahre Leiter des Zentrums für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst, das die Evangelischen Kirchen in Deutschland eingerichtet haben. Das Ziel der gottesdienstlichen Feier ist für Fendler eindeutig: "Es muss den Menschen nach der Entlassung besser gehen als vorher, weil sie berührt, erbaut oder aufgemuntert wurden."
Orientierung gebe ein Blick auf das Wesen eines Gottesdienstes: ein Ort, an dem sich Gott als Schöpfer, Erlöser und Heiliger Geist erweist und als ein Geschehen, bei dem den Menschen die Güte Gottes geschenkt werde, worauf die Mitfeiernden mit Gesang, Gebet und Lobpreis antworten. Beim Gottesdienst gehe es um Lebensdeutung, Handlungsorientierung, Empfindung und Beziehung, so der evangelische Theologe.
Die Grundanforderungen für einen qualitätsvollen Gottesdienst seien beispielsweise Sauberkeit, das Zurechtfinden im Gottesdienstablauf, das Verwenden der wichtigsten liturgischen Elemente und auch ein schöner Schlusssegen. Meist würden diese Grundanforderungen erst dann auffallen, wenn sie fehlten. Zu den darüber stehenden Leistungsanforderungen zählen für Fendler jene Kriterien, die bewusst erwartet werden; etwa eine bestimmte Musikrichtung oder ein Platz für Kinder und Familien. Für Begeisterung könne zum Beispiel Chorgesang ebenso sorgen wie ein tolles Licht, ein eindrucksvoller Kirchenraum oder eine charismatische Predigt.
Doch auch die "beste Feier" sei keine Garantie für eine rege Teilnahme, räumte der Theologe ein: "Es kann sein, dass die Menschen trotzdem nicht kommen, weil etwas anderes gerade wichtiger ist. Das ist ein gesellschaftliches Phänomen und damit müssen wir leben. Aber für diejenigen, die mitfeiern, muss es eine schöne Feier geben." Dies gelte es für den Sonntagsgottesdienst ebenso im Blick zu haben wie für die Sakramente und Sakramentalien.
Quelle: kathpress