
Diözese Linz: "Friedens-Geschichten" statt Flüchtlings-Stereotypen
"Friedens-Geschichten", die das Miteinander von Geflüchteten und Einheimischen in Österreich erzählen, macht die Diözese Linz jetzt auf www.dioezese-linz.at/miteinander-fuer-den-frieden sichtbar. Die breit getragene Initiative - u. a. von Bischof Manfred Scheuer, Pastoralrat, Caritas und Katholischer Aktion - lässt dabei anlässlich des Weltflüchtlingstages (20. Juni) ehemalige Flüchtlinge bzw. Asylwerbende und in der Flüchtlingsarbeit engagierte Österreicher zu Wort kommen. "Es geht darum, den Schicksalen der Asylwerber:innen und Flüchtlinge einen Namen bzw. ein Gesicht zu geben", hielt Scheuer in einer Aussendung am Dienstag fest. Konkrete Geschichten über Flucht und Integration könnten davor bewahren, "fremde Personen und auch fremde Kulturen nicht auf Stereotypen zu reduzieren".
Die Initiative soll auch verstärkt darauf aufmerksam machen, dass die ungleiche Behandlung von Geflüchteten bzw. das "Auseinander-Dividieren" der Geflüchteten in vermeintlich "gute" und "weniger gute" Flüchtlinge, in "Vertriebene" und "Flüchtlinge", in "Nachbarn" und "Fremde", in Männer einerseits und Frauen mit Kindern andererseits "fragwürdig und gesellschaftlich hochproblematisch" sei. Die Erfahrung fliehen zu müssen und dabei die eigene Heimat zu verlassen, verbinde alle davon Betroffenen in gleicher Weise, wies die Diözese Linz hin. Der Krieg und seine Folgen seien für einen afghanischen Mann, der davor flieht, genauso existenzbedrohend wie der Krieg und seine Folgen, vor der eine ukrainische Frau flieht: "Jeder Mensch verdient den gleichen Respekt."
Der Einsatz für Geflüchtete, Asylwerbende und Schutzsuchende hat in der Diözese Linz Tradition und sei auch jetzt wieder "Gebot der Stunde" sowie "bleibende Verpflichtung". Pastoralrat, Caritas und Katholische Aktion (KA) setzen sich in Oberösterreich seit 2020 für die Aufnahme einer "überschaubaren Zahl" von anerkannten Geflüchteten aus griechischen und anderen Lagern an den EU-Außengrenzen ein, derzeit auch für Geflüchtete aus der Ukraine. Mehr als 75 oberösterreichische Pfarren erklärten sich bereit, konkrete Unterstützung bei der Hilfe und Integration dieser Menschen zu leisten.
Diese pfarrliche und diözesane Initiative zum Thema Flucht ergänzt eine Vernetzung auf Österreich-Ebene, informierte die Aussendung. Dabei werde immer wieder das Gespräch mit politischen Verantwortungsträgern gesucht, "um etwa auf Grundlage eines Resettlements eine geordnete Übernahme von Flüchtlingen zu ermöglichen".
Scheuer: Kirche kann Richtschnur geben
Bischof Scheuer betonte die sich aus dem Evangelium ergebende Verpflichtung, "vorrangig von jenen her zu denken, um die es am schlechtesten bestellt ist". Die Kirche könne damit eine Richtschnur geben, um eine gerechtere Gesellschaft zu bauen. "Es braucht dabei die gute Verbindung von Empathie, Solidarität und Sachlichkeit, von Bewusstseinsarbeit und Bürokratie", erklärte Scheuer.
An die laut UNHCR weltweit vertriebenen 82 Millionen Menschen (Stand Ende 2020), die Hälfte davon Kinder, erinnerte Caritas-Direktor Franz Kehrer. "Solange Menschen in ihren Herkunftsländern keinen Schutz und keine Perspektive finden, so lange werden sich Menschen auf den Weg machen, auch nach Europa, auch nach Österreich." Gemeinsamer Einsatz dafür sei notwendig, dass alle Menschen weltweit in Frieden und in Würde zusammenleben können.
"Tolles Beispiel für gelungene Integration"
Zwei Beispiele für die von der Diözese Linz publizierten "Friedens-Geschichten": Der 2015 aus Damaskus nach Österreich geflohene syrische Kurde Abdulrahman Ali berichtete über sein neues Leben im "zur Heimat gewordenen" Steinbach an der Steyr; sein dortiger Mentor, Regionaldiakon Carlo Neuhuber, erwähnte unzählige Gespräche, gemeinsame Behördengänge, Arztbesuche, gemeinsames Arbeiten und Feiern "und vor allem das regelmäßige 'Volleyballern'" mit seinen Schützlingen: "Abdul und seine Familie sind mir buchstäblich ans Herz gewachsen."
Auch der oberösterreichische Landtagspräsident Max Hiegelsberger schildert eine Erfolgsstory über seinen "guten und bis heute bestehenden Kontakt mit der Familie Mohammadi". Begonnen habe dieser mit der Suche nach einem Helfer für den Schweinezuchtbetrieb, der mit den Eltern erst aus Afghanistan und dann aus dem Iran geflohene Rasul habe sich dazu bereit erklärt. "Von Beginn an war die gegenseitige Sympathie groß", so Hiegelsberger, Rasul habe sich als wichtige Hilfe im Betrieb erwiesen. Die Familie Mohammadi ist für den Landtagspräsidenten "ein tolles Beispiel für gelungene Integration". (Link: www.dioezese-linz.at/miteinander-fuer-den-frieden)
Quelle: kathpress