Synodaler Weg: Salzburger Theologe Hoff weist Schönborn-Kritik zurück
Der Salzburger Theologe Gregor Maria Hoff hat den deutschen kirchlichen Reformprozess "Synodaler Weg" gegen die Kritik von Kardinal Christoph Schönborn verteidigt. Wenn im Rahmen der Beratungen des Synodalen Weges über das priesterliche oder bischöfliche Amt diskutiert werde, so geschehe dies seitens der Synodalen im Wissen darum, selbst keine dogmatischen Entscheidungen treffen zu können und daher auch keinen "Abschied vom Amt" einzuläuten. Vielmehr gehe es darum, den "Sinn priesterlichen Dienstes im Moment seiner schärfsten Existenzkrise" - indiziert nicht zuletzt durch den Missbrauchsskandal - "neu zu bestimmen", schrieb Hoff in einem Gastbeitrag auf "katholisch.de".
Kardinal Schönborn hatte zuletzt in einem "Communio"-Interview mit dem Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück eine "Instrumentalisierung des Missbrauchs" durch den Synodalen Weg konstatiert und festgehalten, dass er es für "sehr fraglich" erachte, "ob damit dem Missbrauchsthema und den Betroffenen wirklich Gerechtigkeit widerfährt". Letztlich werde hier "ein anderer Weg" beschritten, "aber sicher nicht Synodalität im Sinne der Kirche" geübt.
Hoff hielt nun mit der Frage dagegen: "Über welche apostolische Nachfolgegarantie verfügt ein Amt, das in nicht unerheblichem Maße an sexuellem und geistlichem Missbrauch beteiligt war?" Schließlich war es die Erfahrung des Missbrauchs bzw. dessen "systemische Dimension", die deutlich werden ließ, dass man Missbrauch "nicht auf priesterliche Einzeltäter zu reduzieren" könne und die Kirche daher auch "nicht einfach weitermachen" könne wie zuvor. Brauche es nicht auch im Blick auf das Amt und seine Kriterien eine "Umkehr", um dessen "Überhöhung" zu überwinden? Hoff weiter: "Was ist mit der Kriminalgeschichte der kirchlichen Hierarchie? Wie unfassbar ist die Tatsache, dass die Amtsgnade nicht gereicht hat, zu verhindern, was unbedingt hätte verhindert werden müssen?"
Ein bloßer Rückgriff auf Schrift und Tradition würden somit nicht genügen, um der Tiefe der Krise gerecht zu werden, betonte Hoff. Es gehe darum, die "systemischen Ursachen zu durchbrechen", die zum Skandal des Missbrauchs geführt hätten: "Das Nachdenken über anstehende Konsequenzen, die aus dem katholischen Missbrauchsskandal zu ziehen sind, betreibt insofern keine 'Instrumentalisierung des Missbrauchs', wie Kardinal Schönborn meint, als es darum geht, seine systemischen Ursachen zu durchbrechen."
Dass dies nicht ohne Auseinandersetzungen und Dissense gehe, liege in der Natur der Sache: "Ohne Auseinandersetzungen keine Katholizität". Eine Forderung nach "größtmöglicher Einmütigkeit", wie von Kardinal Schönborn im Rekurs auf Papst Franziskus erhoben, stehe in der Gefahr, einen kirchlichen "Stillstand" zu prolongieren. Die katholische Kirche habe Erfahrungen mit synodalen Formaten, so Hoff abschließend, "aber wie sie eine wirklich synodale Kirche wird, muss sie erst noch lernen. Dazu gehören die synodalen Wege vor Ort. Und wohl auch der Umgang mit dem Verdacht, das sei ja alles nicht mehr wirklich katholisch."
(Wortlaut des Textes von Gregor Maria Hoff: https://www.katholisch.de/artikel/39749-keine-instrumentalisierung-dem-synodalen-weg-geht-es-um-umkehr / Wortlaut des Interviews mit Kardinal Schönborn: https://www.communio.de/inhalte.php?jahrgang=2022&;ausgabe=3&artikel=5&fbclid=IwAR238bk5WP64Cx_P6VV0ov91KZnaGPTenVw0zwkcFNqPU_tw8Tc_VnrJ76U)
Quelle: kathpress