Silvesterorden an Linzer Domkapellmeister: "Musik als Gottesbeweis"
Musik ist "so etwas wie ein spirituelles Ereignis" und letztlich gar so etwas wie ein "Gottesbeweis, ein Zugang zum Geheimnis Gottes und auch ein Zugang zum Geheimnis der Erlösung": Das hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer bei seinem Domkapellmeister erlebt, den er am Samstag bei einem Benefizkonzert zum "Ritter des päpstlichen Ordens des Hl. Papstes Silvester" ernannt hat. Josef Habringer, der demnächst nach 35 Jahren im Dienst der diözesanen Kirchenmusik in Pension geht, sei ein "begeisterter und begnadeter Musiker, einer, der betet beim Singen", würdigte Scheuer den mit der höchsten Auszeichnung für katholische Laien bedachten Künstler.
Den Rahmen der Würdigung bot ein Konzert zugunsten der Initiative "Pro Mariendom" der Dommusik und des Collegium Vocale Linz, die beide ebenso von Habringer geleitet werden wie das Ensemble Voices. Zur Aufführung kam vor über 600 Besuchern die Messe Nr. 6 in Es-Dur von Franz Schubert sowie der "Einzug der Königin von Saba" aus dem Oratorium "Salomo" von Georg Friedrich Händel.
Josef Habringer wurde 1952 in Desselbrunn (Bezirk Vöcklabruck) geboren und durchlief seine musikalische Ausbildung am Mozarteum Salzburg, dem Brucknerkonservatorium in Linz und an der Musikhochschule in Wien. Von 2001 bis 2014 leitete er das Kirchenmusikreferat der Diözese Linz und seit 2006 die Dommusik, zudem lehrte er viele Jahre lang am Diözesankonservatorium Stimmbildung, Chorleitung und Liturgik.
Scheuer kennt Habringer bereits seit der Schulzeit im Bischöflichen Gymnasium Petrinum und später aus dem Priesterseminar, wo er durch seine sportliche Leidenschaft für Fußball auffiel wie auch durch die Musik, die ihm - anfangs als Pastoralassistent chorleiterisch tätig - "zur Berufung wurde", wie der Bischof formulierte. Habringer sei einer, der Freude in der Musik vermittle, der auch musikalisch schwache Gruppen mitnehmen und mittelmäßige Chöre ermutigen könne.
"Wo Himmel und Erde einander berühren"
Seinen eigenen Zugang zur Musik hatte Habringer in einem ausführlichen Interview mit der Tageszeitung "Kurier" (Sonntag) dargelegt. Musik sei "für viele Menschen Nahrung für die Seele" und für die Kirche eine "Chance, Menschen zu erreichen, die mit ihr vielleicht gar nichts mehr zu tun haben". Das zeige sich auch im Linzer Dom, wo viele der Messbesucher auch aufgrund der Musik kämen. Kirchenmusik hole "aus der Alltäglichkeit" und sei "ein Punkt, wo Himmel und Erde einander berühren, wo Zeit und Ewigkeit in einander übergehen". Die Kirchen hätten hier einen "sakralen Schatz", den es zu verwalten und mehr in den Mittelpunkt zu rücken gelte, da diesen "sonst kaum jemand bieten kann".
Bedauern äußerte der Domkapellmeister darüber, dass immer weniger gesungen werde, besonders in den Familien und Schulen. Singen sei ein "menschliche Uräußerung, die einem selbst sehr guttut" und im Chor eine sehr verbindende Wirkung habe. "Ich erlebe oft, dass Menschen, die müde in die Chorprobe kommen, mit einer ganz anderen Grundgestimmtheit rausgehen, weil Singen guttut", so Habringers Erfahrung als Leiter des 60-köpfigen Linzer Domchores. Dabei dürfe Singen und Musizieren "nie nur anstrengend sein" und solle auch "mit einer gewissen Lust" vollzogen werden.
Quelle: kathpress