Linzer Ordensklinikum transplantiert seit 30 Jahren Stammzellen
Auf nunmehr 30-jährige Erfahrung im Bereich Stammzelltransplantation verweist das Linzer Ordensklinikum: Am 15. Mai 1992 wurde am dortigen Standort erstmals eine Knochenmarktransplantation durchgeführt, 1.944 weitere solche Eingriffe gab es seither. Das Ordensklinikum ist mit derzeit über 100 solcher Behandlungen pro Jahr eines der größten Stammzelltransplantationszentren Österreichs, hieß es bei einer Pressekonferenz am Montag in Linz. Mittlerweile habe sich das Ordensklinikum auch als eines von österreichweit vier Zentren für Transplantation von Fremdstammzellen etabliert.
Die Stammzelltransplantation gehört zu einem der komplexesten Bereiche der Medizin. Mit der Transplantation eines fremden Blut- und Immunsystems lassen sich bösartige Bluterkrankungen heilen, die ansonsten als unheilbar gelten. Unterschieden werden dabei zwischen autologen (Spender und Empfänger sind eine Person) und allogenen (Familien- oder Fremdspender) Formen. "Aufgrund der geringen Wahrscheinlichkeit, dass Spender und Empfänger für eine Transplantation perfekt zusammenpassen, werden Spenderdatenbanken international vernetzt", erklärte bei der Pressekonferenz der Direktor des Zentrums, Oberarzt Michael Girschikofsky. Dadurch stünden die Chancen gut, passende Spenderzellen zu finden. Allogene Spenden gehörten nach insgesamt 778 durchgeführten Behandlungen zu den "Kernkompetenzen unseres Hauses".
Einen nochmals großen Entwicklungssprung für die Tumorbehandlung gab es in den vergangenen Jahren durch eine neuartige Krebsimmuntherapie mit genetisch veränderten Zellen, die sogenannte "CAR-T-Zelltherapie". Dabei werden krebskranken Patienten Immunzellen entnommen, die dann im Reagenzglas gentechnisch so verändert werden, dass sie Oberflächenmerkmale der Tumorzellen der Patienten nach ihrer Rücktransfusion in den Körper rasch erkennen, an die Krebszellen andocken und diese somit zum Abtöten bringen können. Insgesamt zwölfmal wurde am Linzer Ordensklinikum bisher eine solche Therapie mit CAR-T-Zellen durchgeführt, davon siebenmal in diesem Jahr, womit das Spital österreichweit den zweiten Platz belegt.
Zwei ethisch zu unterscheidende Stammzelltypen
Bei Stammzellen unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Haupttypen: Einerseits gibt es embryonale Stammzellen, die ethisch problematisch sind, sofern sie aus den ersten Teilungen der Eizelle hervorgehen und somit die Tötung des Embryos erfordern. Embryonale Stammzellen zeichnen sich durch ihre "Pluripotenz" aus, d.h. die Fähigkeit, alle im erwachsenen Organismus vorkommenden Zelltypen hervorzubringen. Daneben gibt es die gewebespezifischen, "unipotenten" bzw. "multipotenten" adulten Stammzellen, die in ausgebildeten Geweben und Organen vorhanden sind und eine wichtige Rolle bei der Erneuerung von Zellen mit kurzer Lebensdauer in den verschiedenen Organen - etwa Blut, Haut, Darmschleimhaut und Skelettmuskulatur - spielen.
Laut Auskunft des Linzer Ordensklinkums wurden dort bisher neun Behandlungen mit Embryonalstammzellen aus Nabelschnurblut - diese werden erst bei der Abnabelung eines Neugeborenen nach der Geburt entnommen - durchgeführt. Die anderen Stammzellenbehandlungen griffen auf adulte Zellen zurück.
Vatikan diskutiert Stammzellenforschung
Erst im vergangenen Monat waren adulte Stammzellen auch Thema eines Workshops im Vatikan, bei dem eine Neuentwicklung auf dem Gebiet - die sogenannte "Organoid-Technologie" - besprochen wurde. Stammzellen von Maus oder Mensch werden dabei in einer Schale zu winzigen, oft nur wenige Millimeter großen, dreidimensionalen Miniversionen von Organen gezüchtet, die das Verhalten und die Funktion von Organen nachahmen können. Dies soll neue Möglichkeiten für die Erforschung von Entwicklung, Physiologie und Krankheit sowie für die personalisierte Medizin bieten soll. Gezüchtete Miniorgane könnten künftig Organtransplantationen von Spendern ersetzen und den Weg zur regenerativen Medizin ebnen.
Vortragende bei der Tagung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften waren zwei Forscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: Prof. Jürgen Knoblich, Direktor des Instituts für Molekulare Pathologie am Vienna BioCenter, sowie die leitende Wissenschaftlerin Prof. Elly Tanaka referierten gemeinsam mit 18 weiteren der bekanntesten Stammzellenbiologen weltweit vor der Akademie, über das Potenzial von Stammzellen für die regenerative Medizin etwa bei Makuladegeneration, Hauttherapien und Morbus Parkinson. Die geladenen Experten bekundeten dabei die Bereitschaft, sich an ethischen Diskussionen zu beteiligen, hieß es im Anschluss.
Knoblich ist seit 2020 Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, in die er formell im September bei der Jahresversammlung aufgenommen werden wird. Kanzler der Akademie ist Kurienkardinal Peter Turkson.
Quelle: kathpress