Experte: Österreich ein guter Platz für Kirchenzeitungen
Österreich ist grundsätzlich ein guter Platz für Kirchenzeitungen. Das betont der Medienexperte Peter Plaikner im Interview mit der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" (aktuelle Ausgabe). "Man mag die Mitgliederzahlen der Kirchen beklagen, aber wir reden immer noch von Rückgängen auf einem extrem hohen Niveau", so Plaikner. Er sei überzeugt, "dass die Parteimitgliedschaften stärker zurückgehen als die der Kirchen". Zugleich dürfe man nicht vergessen: "Wir sind in einer gesellschaftlichen Krise. Die Menschen sind auf einer verzweifelten Suche nach Werten, an denen sie sich festhalten können." Hier habe sich wohl "in den 2.000 Jahren des Christentums einiges angesammelt, das auch den Menschen heute noch diesen Halt gibt". Dafür seien Kirchenzeitungen wichtige Vermittler.
Gerade erst sei eine Umfrage unter der Bevölkerung aller EU-Länder veröffentlicht worden. Sie zeige für Österreich, dass Religion für 18 Prozent der Bewohner wichtig ist. Im europäischen Durchschnitt seien es nur acht Prozent. Gleichzeitig habe sich gezeigt, dass den Österreichern Werte und deren Vermittlung sehr wichtig sind, so Plaikner: "Das sind doch ideale Ergebnisse für eine Kirchenzeitung."
Die Herausforderung für den Journalismus seien jedenfalls größer denn je. "Die Personalstände waren schon besser, die Bezahlung auch und die Leserzahlen sowieso. Aber ich bin überzeugt, dass es für guten Journalismus immer ein Publikum geben wird." Voraussetzung dafür sei aber, "dass die journalistische Leistung klar erkennbar ist". Dazu reiche ein Tweet oder ein TikTok-Move nicht. Es sei zugleich erstaunlich, "wie sehr die Akteure in Politik oder Wirtschaft diese Plattformen schon nutzen. Das erhöht aber nicht gerade die Glaubwürdigkeit."
Für die Papierzeitungen sehe er im Grunde eine ähnliche Entwicklung wie beim herkömmlichen Fernsehen. Es gehe immer mehr in Richtung digitale Angebote. Man sollte dabei aber nicht unterschätzen, dass es in der Mediennutzung einen enormen Generationenunterschied gibt. Ein Viertel der Bevölkerung sei über 60. Deshalb müsse die Digitalisierung sehr behutsam angegangen werden. "Man kann den größten Block der Mediennutzer ja nicht zurücklassen."
Plaikner brach zudem eine Lanze für das E-Paper: "Damit kann ich eine Zeitung wie den 'Sonntag' überall mobil empfangen und lesen, ganz egal, wo ich mich aufhalte." Ein Vorteil des E-Papers sei es auch, dass es im Gegensatz zu den üblichen sozialen Medien Hierarchie und Orientierung vermittle. "Es kommt nicht jede Meldung mit dem gleich großen Foto und den gleich wenigen Zeilen daher. Damit erfüllt es die eigentliche Aufgabe des Journalismus: Der Nutzerin und dem Nutzer zu sagen, was wichtig und was weniger wichtig ist." Diese Orientierung gehe nur durch hierarchische visuelle Darstellungen und werde in Zukunft wichtiger denn je.
Plaikner berichtete zudem, dass die Überschneidung der digitalen Nutzer und der Printleser überraschend gering sei. Man erreiche damit also neue Zielgruppen. "Das heißt: Das eine tun und das andere nicht lassen", so der Rat des Medienexperten an die heimischen Kirchenzeitungen.
Plaikner war Jahrzentelang als Journalist tätig. Er ist derzeit u.a. Lehrender an der Universität Graz, der FH Kärnten und dem Management Center Innsbruck.
Quelle: kathpress