Christliche Jugendliche suchen Zukunftsperspektiven für den Irak
Im Zeichen der Synodalität und des Austauschs junger Christen stand ein dreitägiger Workshop, den die Wiener Stiftung "Pro Oriente" und die ökumenische Gruppe "We choose abundant life" kürzlich in der christlichen Stadt Ankawa bei Erbil im Irak veranstaltet hat. 22 junge Erwachsene aus verschiedenen Teilen Kurdistans und unterschiedlichen Konfessionen loteten dabei Möglichkeiten eines verstärkten kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Engagements in den Ländern des Orients aus, berichtete der "Pro Oriente"-Informationsdienst (Mittwoch).
Angesichts ihrer frühen Erlebnisse von Krieg, Vertreibung, Flucht und Gewalt sei bei den Teilnehmenden Skepsis gegenüber der Zukunft auch im Blick auf ein friedliches Miteinander im Irak zu spüren gewesen, skizzierte die "Pro Oriente"-Zuständige Viola Raheb die Ausgangslage. Immer wieder hätten die jungen Christen - sie stammten aus der Chaldäischen, Syrisch-orthodoxen, Syrisch-katholischen und der Assyrischen Kirche des Ostens - auch die Frage nach Gott in Zeiten des Grauens betont und wie wichtig der Glaube, das Gebet und die Gemeinschaft gerade in solchen Zeiten seien, auch therapeutisch.
Beim Workshop erarbeiteten die jungen Menschen gemeinsam 18 Herausforderungen politischer, ökonomischer, gesellschaftlicher und innerkirchlicher Natur für die zukünftige Präsenz junger Menschen im Irak. Gewünscht wurde dabei unter anderem mehr Aufmerksamkeit der Kirchenleitungen für ihre Sorgen und Wünsche. Raheb zufolge sei es einerseits bedrückend gewesen, "die schwierigen Lebensbedingungen und die fehlenden Chancen für Jugendlichen zu erleben". Besonders der Glaube der Jugendlichen, ihre Sehnsucht nach einem ökumenischen Miteinander und ihre Wissbegierde gäben ihr jedoch große Hoffnung, erklärte die "Pro Oriente"-Vertreterin.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst gaben an, die hätten bei dem Workshop Ökumene und Synodalität nicht nur gelernt, sondern auch gelebt. Das gegenseitige Zuhören, die Annahme und der Geist der Kooperation und Gemeinschaft hätten Respekt und Akzeptanz des anderen erfahren lassen und somit Hoffnung vermittelt, gemeinsam die Herausforderungen besser bewältigen zu können. Für die meisten der jungen Erwachsenen war der Workshop die erste derartige Zusammenkunft. Sie hätten bisher weder Möglichkeiten zur Vernetzung innerhalb der eigenen Kirche noch mit gleich gesinnten jungen Christinnen und Christen anderer Kirchen gehabt, so Raheb.
Großes Lob für die Initiative kam vom chaldäischen Patriarchen Louis Raphael Sako. Der Kardinal würdigte im Gespräch mit Raheb das Projekt und sprach sich für weit mehr derartiger ökumenischer Initiativen im Nahen Osten aus. Die Veranstalter wurden eingeladen, einen ähnlichen Workshop in der Stadt seines Amtssitzes Bagdad zu organisieren.
Die Workshops sind Teil einer Reihe, die "Pro Oriente" und "We choose abundant life" zuvor bereits im März in Beirut (Libanon), im Mai in Amman (Jordanien) und im Juni in Bethlehem (Palästina) veranstaltet hat. Die nächsten Austauschtreffen junger Christen stehen im September in Israel und Ägypten an. (Video mit Eindrücken vom Workshop: https://www.youtube.com/watch?v=Tg77NmLdukQ&;t)
Quelle: kathpress