Konzert zum Generationswechsel in der Salzburger Dommusik
"Ein halbes Leben für die Dommusik": Unter diesem Titel hat die Erzdiözese Salzburg am Mittwoch auf den Abschied von Janos Czifra (70) hingewiesen, der seit 35 Jahren als Domkapellmeister wirkt und am 1. September die Leitung abgibt. Seine Nachfolgerin wird Andrea Fournier, die erste Frau in dieser Funktion in der Mozartstadt. Der in Ungarn geborene Czifra zog unter vier Erzbischöfen die musikalischen Fäden, er beendet seine 35-jährige Ära mit einem Abschiedskonzert am Freitag, 12. August, im Salzburger Dom: Er dirigiert Haydns "Messe in Zeiten des Krieges" (auch "Paukenmesse"), weiters Dvoraks "Stabat mater" sowie Stücke Mendelssohns wie "Fürchte dich nicht", die anregen sollen, "optimistisch in die Zukunft zu schauen", so Czifra in der Aussendung.
Als Domkapellmeister prägte Czifra die Kirchenmusik in Salzburg über viele Jahre. Zur Vielzahl an festlichen Anlässen zählten zwei Papst-Besuche, die er am Dirigentenpult begleitete, sowie Konzertreisen bis nach New York und Tokio. Befragt nach seinen schönsten Erinnerungen, nannte Czifra aber ganz andere stimmungsvolle Momente: "Das waren immer die Hochfeste, Ostern und vor allem Weihnachten. Nachmittags die Feier im Priesterseminar, dann heim zum Christbaum, der Frau und den Kindern, danach zur Mette in den Dom mit dem wunderbaren Kerzenlicht und 'Stille Nacht' zum Abschluss", schilderte der Musiker, der seine Energie stets gleichermaßen aus Glauben, Musik und seiner Familie - mit vier Kindern und acht Enkelkindern - schöpfte.
Zuletzt leitete Janos Czifra wie in den Jahren davor noch eine Reihe von Sommerkonzerten im Salzburger Dom. Für sein "Abschiedskonzert" am Freitag um 18.30 Uhr sind noch Karten erhältlich.
Salzburg bekommt Domkapellmeisterin
In der Erzdiözese Salzburg wird künftig eine Frau die Salzburger Dommusik leiten. Die deutsche Kirchenmusikerin Andrea Fournier (48), in den vergangenen 25 Jahren als Kirchenmusikerin, Organistin und Spezialistin für Kinder- und Jugendchorarbeit in Graz tätig, setzte sich in einem "intensiven Auswahlverfahren" unter 26 Bewerbenden aus mehr als zehn Nationen durch. Domkustos Johann Reißmeier würdigte die gebürtige Allgäuerin als "höchstqualifiziert, charismatisch sowie musikalisch eine sehr gereifte Persönlichkeit". Fournier wurde mehrfach ausgezeichnet, für ihre Chorarbeit auf höchstem Niveau wurde ihr etwa 2019 der Erwin-Ortner-Preis verliehen, erst heuer würdigte sie das Land Steiermark für ihr Engagement im Kinder- und Jugendchorwesen mit dem "Nikolaus-Harnoncourt-Stipendium für musikalische Bildung junger Menschen".
Andrea Fournier wurde am 14. Jänner 1974 in Leutkirch im Allgäu geboren. Nach der C-Prüfung für Katholische Kirchenmusik in Rottenburg/Neckar studierte sie Katholische Kirchenmusik (Chorleitung), Instrumentalpädagogik Orgel und Schulmusik in Graz. Seit 1998 war Fournier Organistin und Chorleiterin an der Stadtpfarrkirche Graz. Seit 2010 leitete sie zudem die Singschule der Oper Graz.
Vergangene Woche war Fournier Gast von Erzbischof Franz Lackner beim Sommerfest im Bischofsgarten. Dabei verwies sie auf die tröstende und zugleich aktivierende Kraft der Kunst: Es habe zu ihren schönsten Erlebnissen als Musikerin gehört, "Menschen auf eine Weise zu erreichen, die Worte nicht vermögen und ihnen so Trost zu spenden", sagte Fournier. In Salzburg hoffe sie auf ähnliche Erfahrungen - und sie wolle dazu nicht nur die kirchenmusikalischen Klassiker pflegen und die Jugend für diese Werke neu begeistern, sondern auch neue Musik für Liturgie erschließen.
Quelle: kathpress