Scheuer: "Mission braucht Lernbereitschaft und Lernfähigkeit"
Der Linzer Bischof Manfred Scheuer hat die Mission als Vollzug von "Schlüsseldimensionen eines christlichen Gottes- und Menschenbildes" gewürdigt. Es gehe bei ihr um Gottes- und Nächstenliebe. Gleichzeitig brauche die Mission immer auch "Lernbereitschaft und Lernfähigkeit, die Bereitschaft damit zu rechnen, auch einmal falsch zu liegen sowie die Reinigung des Gedächtnisses", mahnte Scheuer in seiner Predigt bei einer Dankmesse in der Linzer Karmeliterkirche anlässlich des Jubiläums "100 Jahre Päpstliche Missionswerke in Österreich".
"Jeder Christ, jede Christin ist eine Mission", erinnerte Scheuer an die Worte von Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium". Eine entscheidende Frage werde zukünftig sein, wie man die Berufungen zum ehren- und hauptamtlichen Engagement heben könne, so der Bischof. Es brauche Menschen, die die Fähigkeit haben, in anderen den Ruf Gottes hör- und verstehbar zu machen. "Das können die Eltern sein, das werden Freundinnen und Freunde sein, das sind vielleicht auch Pädagoginnen und Pädagogen, Begleiterinnen und Begleiter in den Pfarrgemeinden, Seelsorgerinnen und Seelsorger, kurz: Vorbilder, die angreifbar und ansprechbar sind."
Bei dem Begriff "Mission" würden bei vielen Menschen noch immer "sofort die roten Warnlampen" angehen, erinnerte der Linzer Bischof: "Viele Vorbehalte und auch Vorurteile schlagen dem Missionsbegriff immer wieder entgegen. Er ist ja auch in historischer Hinsicht nicht unbelastet." In der "realen Geschichte der Missionsbewegung der katholischen Kirche" mischten sich "Heiliges und Gewalt, Wesen und Unwesen". Es bedürfe der Bereitschaft zur Selbstkritik, zur Reinigung des Gedächtnisses und zum Lernen von den anderen. Eine solche Reinigung vollziehe sich "als ein Prozess, der auf die Befreiung des individuellen und gemeinschaftlichen Gewissens von allen Formen des Ressentiments und der Gewalt zielt", so der Bischof.
Mission als Grundvollzug von Kirche
Gleichzeitig stelle sich verstärkt die Frage: "Was ist eigentlich unsere Mission als Kirche in der Welt von heute?", so Scheuer. Das Zweite Vatikanische Konzil habe versucht, auf diese pastorale Grundfrage der Gegenwart eine gleichermaßen evangeliums- wie zeitgemäße Antwort zu geben, so der Bischof. Papst Franziskus werde nicht müde, das Profil einer missionarischen Kirche zu zeichnen und zu leben: Die Kirche müsse sich an die Grenzen menschlicher Existenz vorwagen. Der Papst spreche davon, dass Priester und Bischöfe den "Geruch der Schafe" haben sollen.
Mission heiße Sendung, Auftrag sei das "Weitersagen, was für mich selbst geistlicher Lebensreichtum geworden ist", so Scheuer. Letztlich gehe es darum, das zu zeigen, was man liebt: "Jesus zeigen, von dem wir sicher sein dürfen, dass er uns liebt". "Gelingt es, eine Weggenossenschaft mit den Menschen zu gehen, um den Ruf Gottes übersetzbar zu machen? Wer getraut sich zu rufen? Wer getraut sich, Zutrauen auszusprechen und durchzuhalten, zu fördern und zu begleiten - immer in Anbetracht dessen, dass Gott längst zuvor die Zusage des: 'Ich brauche dich!' gegeben hat?", so der Linzer Bischof.
100 Jahre Missio
Die Päpstlichen Missionswerke in Österreich feiern in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Teil des Festprogramms sind u.a. Festgottesdienste in den einzelnen österreichischen Diözesen. Bekannt sind die Päpstlichen Missionswerke vor allem für den jedes Jahr im Oktober stattfindenden Weltmissionssonntag, der heuer am 23. Oktober stattfindet. An diesem Tag wird weltweit für die ärmsten Diözesen der Welt gesammelt. Schwerpunktland ist diesmal die Demokratische Republik Kongo. Die vor 100 Jahren gegründeten Päpstlichen Missionswerke wirken seit 1922 in 150 Ländern der Welt. (Infos: www.missio.at)
Quelle: kathpress