Lackner bei Mühldorf-Gedenken: Erinnerung ohne Beschönigung
Für eine Gedenkkultur, die nicht "beschönigt und verniedlicht oder gar, was uns in der Kirche sehr zum Vorwurf gemacht wird, vertuscht", hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner bei einem Gottesdienst zum 700. Jahrestag der Schlacht bei Mühldorf (28. September 1322) am Sonntag plädiert. Zu dem Gedenken an die kriegerische Auseinandersetzung um die Nachfolge des verstorbenen Heinrich VII. im Amt des römisch-deutschen Königs, die heute als die letzte große Ritterschlacht gilt, hatten zahlreiche Schützenverbände ins bayrische Mühldorf eingeladen. Die Schlacht von Mühldorf gilt als die letzte große Ritterschlacht ohne Feuerwaffen
Gedenkfeiern regten dazu an, sich ehrlich zu fragen "Wie gehen wir mit Geschehenem um?", so der Salzburger Erzbischof in seiner Predigt. Klar sei, "Geschichte darf nicht lügen". In Österreich lebten die Menschen nun schon "wie selbstverständlich" in friedlichen Zeiten, "das verdanken wir nicht nur unserer eigenen Friedfertigkeit, sondern auch zu einem nicht geringen Teil unseren Vorfahren, die in den Krieg ziehen mussten und dort Schwerstes, oft den Verlust des Lebens erleiden mussten", betonte Lackner.
Es brauche derartige Bekenntnisfeiern, "in denen wir uns der Ambiguität jeglichen Krieges vertieft bewusst werden", zeigte sich der Erzbischof überzeugt. "Im Vorhinein - seit Monaten sehen wir es schon in der Ukraine - ist Krieg als Lösungsmittel abzulehnen; aber es braucht immer auch ein Hoffnungspotential für das Weiterleben." Menschen, die den Zweiten Weltkrieg erlebt haben, hätten öfter gesagt: "Es hat so sein müssen!" Damit hätten diese den Krieg nicht gutgeheißen, sondern "dem Schweren und Schwersten" nicht grundsätzlich den Sinn abgesprochen; "vielmehr hat dies sie im Glauben, dass alles gut ausgehen werde, gestärkt. Sie sind daran nicht zerbrochen".
Als gläubige Menschen, als Kirche wolle man "jene Spurenelemente, die für jede Gesellschaftsform wichtig sind", beisteuern. Das sei zum einen die "Erkenntnis der Erlösungsbedürftigkeit", denn, "wir genügen uns selber nicht, wir brauchen einander und brauchen den Blick nach oben". Zum anderen bringe man sich ein in das gemeinsame Bemühen um Frieden. Dies verdeutliche sich in den fundamentalen Worten Jesu "Der Friede sei mit euch!", so Lackner abschließend.
Quelle: kathpress