
Drei Traditionen mit kirchlichem Bezug nun immaterielles Kulturerbe
Drei weitere Traditionen mit kirchlichem Bezug sind unter jenen zehn, die am 12. Oktober in das nationale Verzeichnis des "Immateriellen Kulturerbes in Österreich" aufgenommen wurden. Kulturelle Ausdrucksformen und lebendige Traditionen wie "Goldhauben- und Trachtengruppen des Mostviertels" (Niederösterreich), "Wenner Krippentradition" (Tirol) sowie "Wissen und Praxis der Bestatter*innen" (österreichweit) sind nun in dieser Liste zu finden. Sie und sieben weitere Elemente stellen eine "bereichernde Ergänzung zur Vielfalt gelebter Praktiken in Österreich" dar, heißt es in einer Aussendung der Österreichischen UNESCO-Kommission am Mittwoch. Insgesamt sind somit 157 Traditionen im österreichischen Verzeichnis gelistet.
Für Andrea Mayer, Staatssekretärin für Kunst und Kultur, zeigen die inländischen und die acht internationalen Eintragungen "eindrucksvoll, wie Menschen mit viel Enthusiasmus unser wertvolles Kulturerbe pflegen, erhalten und weiterentwickeln. Im nächsten Jahr feiern wir das 20-jährige Bestehen der Konvention." Anlässlich des Jubiläums sollen dieses lebendige Erbe und die Wertschätzung dafür noch stärker in den Mittelpunkt rücken.
Auch Sabine Haag, Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, hob die Besonderheit und Bedeutung der Konvention hervor. Die Konvention von 2003 stärke eine breitere und vertiefte Wahrnehmung von kulturellem "Erbe. Praktiken, Erfahrungen, Techniken und Wissensformen, die über Generationen hinweg gepflegt wurden und sich im Verzeichnis widerspiegeln, sind als lebendiges Erbe Ausdruck des Reichtums menschlicher Kreativität."
Drei Elemente mit Nähe zur Kirche
Aus dem Bereich "Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste" wurde erstens die Wallfahrt der Goldhauben- und Trachtengruppen des Mostviertels (Niederösterreich) aufgenommen. Seit mehr als 60 Jahren findet am 15. August diese jährliche Wallfahrt in einem jeweils anderen Ort der Gegend statt. Höhepunkt ist der feierliche Einzug aller rund 1.000 Wallfahrenden in die Kirche mit Festgottesdienst und Segnung der mitgebrachten Kräuter und der Wahlfahrtkerze. Die Wallfahrt gilt als wichtiges spirituelles und soziales Ereignis.
Zweitens wurde die Wenner Krippentradition (Tirol) ins Verzeichnis hinzugefügt. Das Krippenbauen und Krippenschauen ist eine Tradition in Wenns, die seit mehr als 150 Jahren mit der Tiroler Ortschaft verbunden ist. Von der "Wenner Kastenschneekrippe" über die "Wenner Kastenspiegelkrippe" bis hin zum "Wenner Mooskrippenberg" - die Instandhaltung, Weiterentwicklung und Aufstellung und der Besuch der Krippen in den Privathäusern erfolgt durch die "Wenner Krippeler".
Aus dem Bereich "Wissen und Praktiken in Bezug auf die Natur und das Universum" wurde das "Wissen und Praxis der Bestatter*innen" (österreichweit) hinzugefügt. Das Bestatten gehört zu den wesentlichen Elementen menschlicher Kultur und zum Leben jedes Menschen. Die Bestattungs- und Friedhofskultur ist geprägt von lokalen und religiösen Ritualen. Dabei begleiten die Bestatterinnen und Bestatter Menschen bei ihrem letzten Abschied unter Berücksichtigung der Ausdrucksformen des gemeinsamen Trauerns und Abschiednehmens sowie religiöser und individueller Ansprüche.
"Immaterielles Kulturerbe"
Unter "Immateriellem Kulturerbe" versteht die UNESCO Künste, gesellschaftliche Praktiken, Bräuche, Feste, Naturwissen oder Handwerkstechniken, die von Menschen ausgeübt, weitergegeben und weiterentwickelt werden. Seit 2003 werden weltweit im Rahmen des "UNESCO-Übereinkommens zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes" kulturelle Ausdrucksformen dokumentiert und sichtbar gemacht. Seit 2010 führt die Österreichische UNESCO-Kommission das nationale Verzeichnis. Ein Fachbeirat entscheidet jährlich über Neuaufnahmen. Einzelpersonen, Gruppen und Gemeinschaften sind dazu eingeladen, ihre gelebten Praktiken einzureichen.
Quelle: kathpress