Klimaschutz: NGOs fordern mehr Engagement von Österreich und EU
Vertreter der "Allianz für Klimagerechtigkeit" fordern angesichts der immer rascher voranschreitenden Erhitzung des Weltklimas mehr Engagement von Österreich und der EU beim Klimaschutz. Die Klimakonferenz im ägyptischen Sharm el-Sheikh gehe in die entscheidende zweite Woche, nun brauche es Ergebnisse. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) sei deshalb angehalten, sich international für einen Finanztopf zur Kompensation für Schäden durch den Klimawandel für besonders gefährdete Länder des Globalen Südens einzusetzen und auch in Österreich das Tempo beim Klimaschutz zu erhöhen, fordern die NGO-Vertreter in einer gemeinsamen Aussendung am Dienstag.
"Jene Menschen, die von der Erderhitzung am stärksten betroffenen sind, wurden von der afrikanischen Klimakonferenz bisher enttäuscht", betonte Martin Krenn, Klimaexperte der Koordinierungsstelle der österreichischen Bischofskonferenz (KOO). Zwar sei die Ankündigung Österreichs, neue Beiträge zu leisten, ein positives Signal, doch insgesamt seien die Zusagen der Staats- und Regierungschefs für neues Geld für Klimamaßnahmen in Ländern des Globalen Südens nicht ausreichend, sodass weiterhin eine Lücke zu den versprochenen 100 Milliarden US-Dollar klaffe, rechnete der kirchliche Experte vor.
"Die EU und Österreich setzen hier auf eine schädliche Verzögerungstaktik, anstatt einen entsprechenden Beschluss während der Konferenz zu verabschieden", so Krenn. Die nächsten Tage müssten auch verbindliche Schritte zur zugesagten Verdoppelung der Anpassungsfinanzierung sowie zum Pariser Ziel, alle globalen Finanzströme klimafreundlich zu gestalten und damit die Investition in fossile Energieträger zu beenden, bringen, appellierte Krenn an die vor Ort mitverhandelnde Bundesministerin Gewessler.
Kaum Fortschritte beim 1,5-Grad-Ziel
Kaum Fortschritte gebe es bisher bei der Frage einer stärkeren Verringerung der Treibhausgasemissionen, beklagte Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von "Global 2000". Die Zusagen der Staaten seien derzeit nicht im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens. Statt einer Reduktion um 45 Prozent bis 2030, was für die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze erforderlich wäre, führten die aktuellen Pläne zu einem Anstieg der Treibhausgasemissionen um 10 Prozent, was einen Temperaturanstieg von 2,8 Grad mit sich bringe.
"Es braucht hier den klaren Beschluss der Staatengemeinschaft, die Klimaschutzbemühungen zu verstärken", so Wahlmüller. Die EU sollte Klimaneutralität bereits 2040 und nicht erst 2050 erreichen. "Auch in der Klimapolitik in Österreich gilt es nun, einen Gang höher zu schalten und die Umsetzung der Energiewende voranzutreiben." Es brauche dazu ein Erneuerbaren-Wärmegesetz, mit dem der Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen klar geregelt werde und damit eine sichere und saubere Wärmeversorgung für alle Menschen in Österreich gewährleistet werden könne.
Fehlende Beteiligung der Zivilgesellschaft
"Mit jedem Zehntelgrad Erderhitzung steigen neben den Schäden auch die Anpassungskosten", warnte Joachim Raich, "Südwind"-Sprecher für Klimagerechtigkeit. "Bei dieser Klimakonferenz muss die Unterstützung von Anpassungsmaßnahmen für Länder des Globalen Südens erhöht werden", appellierte er. Diese müssten bestehende soziale Ungleichheiten beseitigen und den Zugang zu Ressourcen demokratisch, geschlechtergerecht und inklusiv gestalten.
Die diesjährige Klimakonferenz werde von fehlenden Beteiligungsmöglichkeiten für die Zivilgesellschaft und Repressionen überschattet, kritisierten die NGO-Vertreter. Während fossile Konzerne mit über 600 Personen die größte Delegation auf der COP27 stellten, würden kritische Stimmen ausgeschlossen und strafrechtlich verfolgt. Deswegen fordere die "Allianz für Klimagerechtigkeit" neben der Freilassung der politischen Gefangenen den Einsatz der EU und Österreichs für die Wiederherstellung zivilgesellschaftlicher Räume - in Ägypten und weltweit.
Quelle: kathpress